Das ist falsch. Wie Christoph Stehle richtig berichtet, führt die grundlegende Initiative von 2014 explizit gerade kein Punktesystem ein, sondern ein binäres System: entweder man ist auf der Schwarzen Liste oder man ist nicht auf der Schwarzen Liste. Punkte gibt es im staatlichen Sozialkreditsystem nicht.
Achso, da bin ich ja beruhigt...Ok, Ironie aus. Aber ist das wirklich so? Es hieß doch man kriegt Punkte abgezogen, wenn man seine Eltern im Seniorenheim nicht besucht oder wenn man bei rot die Straße überquert. Da handelt es sich doch nicht um Einkaufs- und Finanzverhalten.
Und Alibaba verkauft tatsächlich keine Flugzeugtickets an Leute, die auf der Schwarzen Liste des staatlichen Sozialkreditsystems stehen.
Also kann Alibaba die staatlichen Sozialkreditdaten lesen und entsprechend diskriminieren. Kann jeder diese super sensiblen Daten lesen? Horror.
Zweitens. Thema Flugverbot. In unseren Medien klingt es immer so, als würden Leute auf der Schwarzen Liste ihrer Bewegungsfreiheit beraubt. Das stimmt auch nicht. Wer auf der Schwarzen Liste steht, kann immer noch reisen, wohin er will. Nur kann er eben dafür nicht mehr das Flugzeug benutzen, auch nicht einen der modernen Hochgeschwindigkeitszüge.
Mag heute so sein. Das System ist super ausbaufähig und flexibel anpassbar. Wenn es einmal installiert ist, dann ist es nur eine Frage der Zeit bis alle möglichen Sanktionen verwendet werden.
Wohlgemerkt, das Sozialkreditsystem ist mehr als kritisch zu betrachten, weil es zu Mißbrauch einlädt. Es ist ein Überwachungssystem und nach allem, was wir darüber wissen, tendieren die staatlichen und privaten Überwacher dazu, ihre Systeme wuchern zu lassen.
Nein. Das Sozialkreditsystem ist kategorisch abzulehen. Nicht weil es zu Mißbrauch einlädt, sondern weil es an sich, in seinem Kern Mißbrauch ist. Es ist mit der Würde des Menschen nicht vereinbar. Punkt. Aus.