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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Der "Sozialneid" basiert auf einem Kernproblem:

Es ist aber NICHT: "wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen."
Vielmehr ist es: "wer arbeitet, soll wohlständig leben."

Es kann einfach nicht sein, dass jemand, der zum Mindestlohn arbeiten geht, finanziell nicht besser, sondern teilweise schlechter (!) gestellt ist, als jemand, der es nicht tut. Denn letzterer bekommt Miete und Energiekosten komplett bzw. zu großen Teilen finanziert und muss sich keine Sorgen machen, ob nun Gas 6 Cent/kWh kostet oder 29Cent/kWh - das Amt zahlt.
Der Mindestlöhner dagegen bekommt keinen Cent für Heizkosten, keinen Cent für die Miete, keinen Cent für den Strom, muss alles aus seinem Einkommen tragen und hat am Ende weniger in der Tasche, als der Bürgergeldempfänger. Und das kann nicht sein!

NEID wäre es an der Stelle, wenn nun die Forderung folgte, das Bürgergeld müsse sinken oder die Finanzierung der Energiekosten müsse durch den Empfänger selbst bestritten werden, so dass es ihm auch "schlechter" geht wie dem Mindestlöhner.

Eine Frage der SOZIALEN GERECHTIGKEIT ist es aber, wenn man nicht die Höhe des Bürgergelds kritisiert, sondern die Höhe des Mindestlohns und, folgerichtig auch, grundsätzlich die Höhe der Erwerbseinkommen in Relation zu den massiv gestiegenen Lebenshaltungskosten, Tendenz steigend.
Das bedeutet also, dass nicht das Bürgergeld zu hoch ist oder das "sorgenfreie Leben" dank Finanzierung der steigenden Fixkosten durch das Amt unfair ist, sondern die Bezahlung durch Erwerbseinkommen ist inzwischen sittenwidrig (!) niedrig. Es müsste hier also eine Anpassung vorgenommen werden, welche nicht nur das Abstandsgebot zwischen Erwerbstätigen und Bürgergeldbeziehern wieder herstellt, ohne dass letztere in Existenznot gestoßen würden, sondern auch die reale Inflation (>50%) berücksichtigt.

Woher nur soll aber das Geld für diese Forderungen herkommen, wenn die Unternehmen reihenweise in den Bankrott gehen, weil sie weder die Energiekosten mehr stemmen können, noch die Personalkosten? Wenn der Insolvenzverwalter kommt und die Bücher nur noch zuklappt, kommt kein Geld mehr beim Erwerbstätigen an. Und ohne Job droht der Absturz erst in die Arbeitslosigkeit, dann ins Bürgergeld.

Vielleicht, aber nur vielleicht, sollte die übermäßige Steuerlast von den Erwerbseinkommen genommen werden, vielleicht sollten Konsumsteuern gesenkt werden. Vielleicht sollte die Energieversorgungssicherheit wiederhergestellt werden, verbunden mit einer Energiepreissenkung. Vielleicht sollten die Lebenshaltungskosten allgemein sinken. Vielleicht haben wir vor uns die soziale und wirtschaftliche Kernschmelze in Gang gesetzt durch ein Jahr fatalster Politik. Die aufzuhalten wird jeden Tag schwieriger.

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