Sinerider schrieb am 28.09.2022 12:08:
Lyra schrieb am 28.09.2022 11:53:
Sinerider schrieb am 28.09.2022 10:48:
failed natives schrieb am 28.09.2022 10:27:
Ein Mindestlohn von 17-20 Euro wäre angebracht. Ansonsten werden nur die shareholder gefüttert.
In einem Gemeinschaftswährungsraum übernehmen die Löhne, besser gesagt die Lohnstückkosten, die Aufgabe der dann fehlenden Wechselkurse die Leistungsbilanzen zum Ausgleich zu bringen.
Höhere Löhne bedeuten höhere Preise, wenn die Unternehmen ihren Gewinn halten wollen. Damit fressen sich höhere Mindestlöhne langsam aber sicher durch alle Branchen und Berufszweige, bis sie auch die Exportindustrie erreichen.
Somit können Mindestlöhne in einem Gemeinschaftswährungsraum nicht beliebig festgelegt werden. Wo genau die liegen müssen, wissen wir nicht im Voraus. Da muss sich langsam herangetastet werden.
Auch ich weiß das nicht und beteilige mich nicht gerne an Prognosen. Jetzt mache ich aber mal eine Ausnahme: Bei dem derzeitigen Mindestlohn von 12 Euro die Stunde halte ich einen Leistungsbilanzüberschuss von Deutschland in spätestens vier Jahren mit Handelspartnern der Eurozone für nicht mehr möglich.
Aus makroökonomischer Sicht ist das auch gut so, weil Leistungsbilanzüberschüsse für die Handelspartner kurzfristig und für die eigene Volkswirtschaft langfristig zu einem Problem werden.
Kommt aber die Leistungsbilanz von Deutschland auch nur zu einem Ausgleich, dann hat das die Konsequenz, dass es Wirtschaftswachstum bei uns nur noch dann gibt, wenn dies der Staat durch eine jährliche Neu- und Höherverschuldung induziert.
Das sollte dir dann bitte auch klar sein. ;-)
Und warum nimmst du an, dass die Unternehmen die Gewinne halten müssen?
Ich finde das immer interessant, dass der neoliberale Wahnsinn so dermaßen tief in die Hirne ein gefressen ist, dass wir schon gar nicht mehr Fragen warum in einem System aus 3 Parteien, eine das absolute Recht hat, nie ernsthaft eingeschränkt zu werden?Der Staat darf große Schulden aufbauen, die Bürger dürfen verarmen aber Konzerne? Niemals dürfen die auch nur einen Cent weniger Gewinn machen.
Wenn wir die Wirtschaft wieder gerade biegen sollen müssen die eben auch mal verzichten. Gibts halt mal keine Gewinne.
Und da ich weiß, dass das ein riesen Geschrei gibt, weil, ohne Gewinne fallen die Aktien, sag ich gleich, Pech gehabt. Niemand fragt den Bürger ob er wegen den steigenden Preisen / sinkenden Löhnen seinen Hauskredit nicht mehr halten kann und so sein Haus verliert. Ob er vielleicht an sich in eine Schuldenfalle abrutscht. Ob reihenweise Leute ihre Mieten nicht mehr bestreiten können oder ob Träume scheitern.Und so muss man es mit Konzernen auch halten. Es war deren hirntote Entscheidung für kurzfristiges zusätzliches Geld, sich in eine Unendliche Wachstumsfalle zu werfen. Lässt man die einfach pleite gehen. Die Waren selber kann der Staat ja selbst weiter produzieren, ist auch billiger als alles über 2 Wege (Steuern und direkter Preis) zu bezahlen. Und wenn private Wirtschaft so toll ist wie alles sagen werden ja Unternehmen nach kommen.
Ganz langsam, Lyra, nicht manisch werden. ;-)
=Ich= bin kein Neoliberaler und trage dieses Wirtschaftsverständnis auch nicht vor, ansonsten würde das ein Missverständnis bedeuten.
Wenn Unternehmen ihre Gewinnabsichten nicht realisieren können, dann geben sie entweder ihre Geschäftstätigkeit auf oder lassen sich von Heuschrecken zerschlagen.
Ich sehe auch eine Kollision zwischen meiner Aussage "wenn Unternehmen ihre Gewinne halten wollen" und der Ausgestaltung unserer Sozialen Marktwirtschaft.
Ich habe nicht gesagt, dass SIE persönlich ein Neoliberaler sind, aber diese übertriebene Rücksicht auf Konzerne und Unternehmen in unserer Gesellschaft ist definitiv ein Ergebnis des Neoliberalismus.
Und die Kollision zwischen "Unternehmen Gewinne halten" und sozialer Marktwirtschaft habe ich ja bereits geschrieben. Es wird auch gerne plakativ als Sozialismus für Konzerne, harter Kapitalismus fürs Volk beschrieben.
Es gibt eben immer wieder Phasen in denen man weniger hat. Nur wenn wir, wie wir es aktuell machen wollen, die Konzerne um jeden preis davor schützen wollen, dann wird automatisch von den anderen 2 Gruppen verlangt, dass die noch mehr tragen müssen.
Daher müssen auch Konzerne immer wieder weniger oder einfach mal ein paar Jahre keinen Gewinn machen. Gleichzeitig sollte der Gewinn an sich ein Limit haben, denn der Gewinn erscheint ja nicht magisch einfach so. Gewinn ist eine unterschlagene Differenz zwischen dem was Kunden zahlen und Arbeiter erarbeiten. Somit gilt, wenn ein Unternehmen Gewinne macht hat es entweder die Kunden betrogen und denen zu viel in die Rechnung geschrieben, und/oder die eigenen Arbeiter und denen das Ergebnis ihrer Arbeit vorenthalten.
Und klar, viele unserer Unternehmen würden dabei Pleite gehen, das ist aber vor allem mieses Management und verschleppte Verantwortung. Die Konzernwohlfahrt hat einfach viel zu lange verhindert, dass Unternehmen, die nur am Limit wirtschaften auch mal einbrechen, und damit erlaubt, dass Unternehmen, die verantwortungsvoll Wirtschaften aus dem Markt gedrängt wurden und wir nun einen gewaltigen Überhang der labilen Unternehmen haben. Was wiederum dazu führt, dass die Boom/Bust Schwingungen so dermaßen ausufern.
Aber man kann das nicht fixen in dem man die Wirtschaft wieder zurück ins Jahr 1850 schickt, wo Konzerne alles und Bürger nichts hatten.