codive schrieb am 15.10.2024 14:50:
M.O.I Abt. Wiederbeschaffung schrieb am 15.10.2024 10:30:
Und die Landung des Boosters ist sicher ein wichtiger Meilenstein. Allerdings ist Skepsis durchaus angezeigt.
Zunächst einmal zu den Timelines, die Musk himself angekündigt hat und die mittlerweile lange überzogen sind. Wie viele Starships sollten danach dieses Jahr auf dem Mars gelandet sein? Selbst der etwas weniger ambitionierte offizielle Zeitplan von SpaceX, bei der NASA für die Teilnahme am Artemis-Programm eingereicht, ist überzogen.
Es ist sicher richtig, dass Elon Musk mit seinen Prognosen viel zu optimistisch ist. Allerdings macht er das jetzt auch schon seit 20 Jahren so. Es ist jetzt nicht so, dass es keine Zeit gab, sich an dieses Verhalten zu gewöhnen und bei seinen Angaben einfach mal das Doppelte zu nehmen, und es dann mehr oder weniger passt.
Natürlich, könnte man sagen, ist bei Raumfahrtprojekten ja mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme. Aber nun, damit ist man dann direkt bei den Entwicklungskosten, die entsprechend steigen. Und die das Starship-Programm - wenn es denn dereinst funktioniert - wieder einspielen muss.
Technisch gesehen ist die Punktlandung des Boosters in den Armen des Startturms natürlich ein Highlight. Das aber nur dann Sinn macht, wenn der Booster wieder verwendet werden kann. Was der Plan ist, klar. Frage ist nur, wie weit man da nun tatsächlich dran ist. Das sah nach dem, was man auf den Bildern sehen konnte, noch nicht ganz ideal aus, um das vorsichtig auszudrücken.
Klar, aber das war auch ein Testflug. Da würde ich jetzt nicht erwarten, dass alles auf Anhieb ideal läuft. Ich hab eher erwartet, dass der Booster sich der Küste nähert, aber dass er tatsächlich gefangen wird, damit habe ich nicht wirklich gerechnet.
Nun, an andere Testflüge werden durchaus andere Erwartungen angelegt. Und dies war ja nicht der erste, sondern der fünfte. Und klar, das sah toll und beeindruckend aus. War auf jeden Fall eine eindrucksvolle Demonstration. Aber ... das nutzt SpaceX leider rein garnichts, wenn sich nun herausstellen sollte, dass die Raptoren beim Rücksturz derart beschädigt werden, dass man sie nicht mehr benutzen kann. Denn damit steht und fällt ja die Wiederverwertung.
Das Starship selbst ist bislang deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Ich will nicht provozieren, aber hier darf man auch mal die Frage stellen, welche Erwartungen Du meinst, oder was Du von dem Ding erwartet hast?
Das StarShip ist jetzt schon sehr effizient unterwegs, kann auch fliegen und den Orbit erreichen. Jetzt kann auch der Booster wieder landen.
Also "effizient" ... ist wohl wirklich der falsche Begriff. Es ist geflogen. Ohne jegliche Nutzlast. Und in etwa dort gelandet, wo man die Landung geplant hatte. Aber immer noch suborbital.
Selbst wenn es genug Treibstoff gehabt hätte, um Orbitalgeschwindigkeit zu erreichen, ist unklar, wie der Deorbit hätte stattfinden sollen. Sprit aus den Header-Tanks, die für die Landung gebraucht werden? Oder probiert man es "on fumes", mit den Resten im Treibstofftank bei Mikrogravitation?
Ich hätte da einen Plan/Test für Orbitalmanöver erwartet. Und eine Nutzlastsimulation, denn SpaceX/Musk drückt es ja schon mit Starlink V2, seit Jahren.
Wenn wir uns an den Prognosen von Elon Musk aufhängen, klar, dann ist das Ding um Jahre zu spät an dem Punkt, wo Elon Musk es mal vorausgesagt hatte. Allerdings ist das StarShip immerhin sehr nahe an den technischen Leistungen, die Musk damals prophezeit hat.
Wie hoch liegen denn Deine Erwartungen?
Nun, basierend auf den Prognosen hat die NASA immerhin schon mal 2,2 Milliarden in das Projekt gesteckt. Wo mit dem Starship "as is" nun nicht nur Verzögerungen zu erwarten sind, sondern wo mittlerweile klar ist, dass es damit schlicht nicht geht. Vielleicht mit der nächsten Version, aber so wurde das nicht "verkauft".
Dass Musk schon - nicht mit einem Joint bei Friedman, sondern im Frack bei ner Gala - Starships auf dem Mars angekündigt hat, nicht vielleicht, sondern "wir planen", ist in Sachen "Erwartungen" dann noch eine andere Geschichte.
Die Probleme mit dem Hitzeschild sind größer als gedacht. Eine gewisse Lagekontrolle ist mittlerweile realisiert, aber ob die für orbitale Manöver ausreicht steht noch offen. Was die Nutzlast angeht, ist bereits klar, dass das Starship in der jetzigen Form die angekündigten 100 Tonnen lange nicht realisieren wird. Es wird weitere "Iterationen" geben müssen, teils bereits angekündigt. Was wiederum Entwicklungszeit- und Kosten erhöht.
Und selbst wenn dann am Ende ein Starship-Start für 100 Millionen zu haben sein wird, wenn man für einen Trip zum Mond 10 oder 20 Starts benötigt, um den Treibstoff dafür in den Orbit zu liefern, sind wir auch bei den Starship-Kosten im Milliardenbereich.
Das sind gute Argumente, aber wenn ich mir die Entwicklung von einem fliegenden Wasserturm hin zu einer jetzt 120 Meter hohen Rakete anschaue, habe ich keine Zweifel, dass SpaceX diese Probleme lösen kann und wird. Und wenn das StarShip selbst dann noch Milliarden kosten wird, ist es immernoch um 'ne Größenordnung günstiger als alles andere.
Ich hoffe ja auch, dass SpaceX sich nun mal richtig auf den Allerwertesten setzt und die Hausaufgaben macht, und zwar in etwas größeren Schritten als bei den bisherigen IFT's. Denn wenn es mit dem Starship 2 Milliarden kostet, um eine Payload zum Mond zu bringen, ist es leider (Größenordnung ;) exakt genauso teuer wie SLS. Und damit wären dann viele Weltraumträume ausgeträumt.
Ich stimme Dir schon zu, dass Skepsis angebracht ist, für mich persönlich aber auch nur noch an den prognostizierten Zeiten von Elon Musk. Dass SpaceX das StarShip mal in Betrieb nehmen wird, ist für mich im Grunde keine Frage mehr.
Respektvolle Grüße,
codive
Ich bin mir nicht sicher, ob Starship schon "too big to fail" ist, aber bei der aktuellen Vorgehensweise - vor allem ohne Payload - verbrennt SpaceX schlicht sehr viel Geld. Das muss irgendwo herkommen und ich bin nicht sicher, ob die NASA da noch was "nachschießen" wird.
Und natürlich würde ich es sehr bedauern, wenn ich dann nicht mehr erlebe, wie nach über 50 Jahren mal wieder ein Mensch seinen Fuß auf den Mond setzt. Dennoch sollte man die Sache realistisch betrachten und nicht durch eine rosarote Brille. Das hilft dann auch, zu sehen, wo echte Fortschritte geschafft werden.
Respektvolle Grüße!
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (15.10.2024 18:49).