Die nachvollziehbare Vorgehensweise des deutschen Außenministeriums und der Außenministerin im Fall von Djamshid Sharmahd, einem Bürger mit deutscher und iranischer Staatsangehörigkeit, zeigt jedoch (wieder einmal), dass zweierlei Moralnormen zugrunde gelegt werden.
Mir mich steht außer Frage, dass die Hinrichtung sehr wahrscheinlich unrechtmäßig, und politisch motiviert war. Die Entführung, das (wahrscheinlich durch Folter erpresste) Geständnis, und das anschließende Todesurteil verstoßen gegen jede rechtsstaatliche Norm.
Die Problematik setzt jedoch dort ein, wo in ähnlichem Fall bei befreundeten Staaten überhaupt keine Konsequenzen gezogen wurden. Ich will gar nicht auf Drohnen- oder Pagertote (hier schon diskutiert) eingehen, sondern einen speziellen Fall ins Auge fassen: die Operation Neptune Spear*.
Am 2.Mai 2011 wurde Osama bin Laden auf Befehl des Friedensnobelpreisträgers und US-Präsidenten -der diese Hinrichtung im Oval Office am Fernseher verfolgte**- durch Angehörige der Spezialeinheit Navy SEAL Team 6 in Abbottabad, Pakistan, getötet.
Er wurde nicht entführt, um in den USA, die ihm vorgeworfen haben für die Terroranschläge am 11. September 2001 mit etwa 3000 Toten verantwortlich zu sein, vor einem US-Gericht gestellt und dafür verurteilt zu werden. Er wurde ohne Gerichtsurteil getötet. Die Analogie zum o.g. Fall ist augenfällig, nur dass auf ein, wenn im Iran auch fragwürdiges, juristisches Todesurteil (ja in den USA ebenfalls möglich) verzichtet wurde.
Diese Tatsache finde ich erschreckend, und sie entlarvt sehr klar die Doppelmoral unserer Institutionen gegenüber "eigenen" Missständen.
* https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Neptune_Spear
** https://oe1.orf.at/artikel/276030/Obama-verfolgte-Bin-Laden-Toetung-live