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  • perlentaucher236

mehr als 1000 Beiträge seit 25.04.2015

Auch hier ein Problem von Henne und Ei?

Der Interviepartner verlangt also, dass man bei der Kommunikation im
obigen Bezugsrahmen seine Identität offenzulegen habe mit der
Begründung, das helfe die beschriebenen Unflätigkeiten verschiedener
Art einzudämmen, und dass man, um Angriffen auf seine offengelegte
Identität zu vermeiden, eben seine Standpunkte so formulieren müsse,
dass sie »vertretbar« seien. Gilt der erweiterte Satz: »Wer nichts zu
verbergen hat, * & nicht »aneckt«*, der hat auch nichts zu
befürchten?« Wer bitte ist denn die Instanz (ausser letztendlich den
Gerichten), die bestimmt, was »vertretbar« ist? Herr Wolf, oder wer
macht das? Und wer legt wiederum »Vertretbarkeit« selbst fest? Es
gibt Leute, die legen es *ganz individuell* für sich als »vertretbar«
fest, jemandem ein paar zu verpassen, der BVB besser findet als
Gelsenkirchen und das öffentlich ausspricht.

Alles reichlich naiv aus meiner Sicht. Zwar könnte es im Einzelfall
einen entsprechenden, wie beschriebenen »Bremseffekt« geben. Das
ändert aber nichts daran, dass besagte Annahme, Unflätigkeiten im
benannten seien wesentlich ein Resultat dessen, dass man im Internet
anonym auftreten könne, schlicht falsch bzw. grœblichst verkürzend zu
nennen ist. 

Die ausgeprägte & zunehmende Neigung zu i. w. S. unflätigem Verhalten
erlebt man nicht nur in der virtuellen Welt von Internet-Foren,
sondern in genauso grossem oder sogar grösserem Umfang & praktisch
überall tagtäglich im richtigen Leben. Unflätigkeit und Gewalt sind
Ausdruck einer unter dem Einfluss einschlägig orientierter Politiken
zusehends verrohenden Gesellschaft und nichts anderes. Das was Herr
Wolf für das Internet (Foren) fordert, könnte eine politische
Strömung vom Schlage etwa eines Friedrich (oder des
U$-Heimatschutzministeriums) auch als Vorlage zur Abschaffung eines
guten Teils der Bürgerrechte im richtigen Leben benutzen. Denn, wie
schon gesagt, wer nichts zu verbergen hat... 

Angesichts mancher Reaktionen auf Forumsbeiträge - insbesondere im
Segment Politik - kann man aber froh sein, dass man durch ein
Pseudonym einen zumindest relativen Schutz geniesst. Mancher Nazi im
Alltag setzt sich nicht extra eine Maske auf (vgl. Pseudonym), um
unerkannt jemandem, dessen Meinung ihm nicht passt, was auf die
sogenannte Fressleiste zu geben. Im Gegenteil, bestärkt ja im
Einzelfall sogar den eingebildeten märtyrerähnlichen Status manchen
(Neo-) Nazis, sich dann noch vor der einschlägig unterwanderten
Justiz verantworten zu müssen.

Aus meiner Sicht überwiegt zusammengefasst der positive Schutzeffekt
der Pseudonymnutzung in Foren die Schäden durch deren Missbrauch
deutlich, zumal - etwas verwunderlich, dass Herrn Wolf das nicht
bekannt zu sein scheint - im Falle von Straftaten verhältnismässig
einfach anhand der Verkehrsdaten Identitäten zu vermitteln sind &
zwar von dazu befugten Stellen - nicht von jedem Hansel (der vllt.
vom Aufstieg zum Gruppenführer träumt).

Es werden ja auch keine Nylonstrümpfe verboten, nur weil die
gelegentlich auch Bankräubern als »Kleidungsstück« dienen, während
sich andererseits die Polizei bis heute erfolgreich dagegen verwahrt,
die Namen der Beamten auf den Uniformen aufzubringen (wie etwa beim
Bund auch). Dafür muss es Gründe geben.


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