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  • elklynx

mehr als 1000 Beiträge seit 07.04.2004

Wirtschaftlich schwierige Lage

Ein paar Jahre vor dem Zusammenbruch des Ostblocks wurde dem Politbüro der DDR vom Wirtschaftsministerium ein Bericht vorgelgt, nach welchem der Lebensstandard der DDR-Bürger langfristig um ca. 20% reduziert hätte werden müssen, um keine Staatsinsolvenz zu riskieren. Nicht die Verschuldung war das Problem, das wird oft fehleingeschätzt, aber die Wirtschaftsleistung lief gegen die Wand. Ab Anfang der 80er hatte die DDR versucht, bezahlte Arbeiter, die gerade wegen mangelnder Auftragslage nicht arbeiteten, aber voll bezahlt wurden, besser auszulasten, indem dann Schiffswerften Möbel und Stoffe produzierten und sowas. Das hatte sich aber nicht hinreichend ausgezahlt. Die drohende Reduzierung des Lebensstandards hat mit dem gleichzeitigen Zusammenbruch der Sowjet-Wirtschaft in der Perestroika den Zusammenbruch ermöglicht und letztere hatte in der Sowjetunion nur das unvermeidliche beschleunigt.

Ich würde aber auch in Bezug auf Russland, außerhalb Moskaus und Sankt Petersburgsanzweifeln wollen, ob da wirklich jeder so zufrieden mit seinen Grundbedürfnissen ist. Norilsk und Karabash sind keine Orte, an denen man sich wohlfühlt, wenn man weiß, wie es in Moskau oder im Rest der Welt aussieht. Aber deswegen möchte Putin ja von Kim Yong Un lernen: Wie schaffe ich es, meine Mordor-Sklaven nicht wissen zu lassen, wie es anderswo aussieht. Ich habe von mehreren Russen gehört, dass Nawalni nie eine Chance gehabt habe, aber keiner von denen hatte Beziehungen zu Menschen auf der anderen Seite des Ural. Und da stimme ich dir zu: Genau wie in der DDR kann das auch irgendwann plötzlich schneller gehen, als man denkt. Viele DDR-Bürger wussten, dass im Westen ab Ende der 1970er, Anfang der 1980er Industriefilteranlagen eingeführt wurden, um die Umwelt und die Atemluft weniger zu vergiften, während bei ihnen zu Hause der im Trabant deutlich gewordene Ewige Stillstand folgendes als Zustand einfror:
https://www.youtube.com/watch?v=ULaE5o3n3Bc
Man beachte: Die größten Montagsdemonstrationen fanden im Süden der DDR statt, wo die Umweltverschmutzung am stärksten war. Und heute (vor vier Jahren) in Russland:
https://www.youtube.com/watch?v=wa35Vx_07fQ
Und es gibt Vorwürfe an Frankreich, dass die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Orano und Russland deswegen geschont würden, weil eventuell Frankreich Atommüll an Russland gegen Devisen verkauft. Leute, die in Moskau oder Sankt Petersburg ihren "normalen" Alltag haben, können sowas ignorieren - die kriegen davon gar nichts mit.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (18.03.2024 15:28).

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