Früher, als noch mehr Lametta war, da war ein Internettroll jemand, der mit voller Absicht schräge Meinungen vertrat (die er u.U. nichteinmal real vertrat) um andere zu provozieren. Ungefähr das Internetgegenstück zu einem Typen, der in eine Kneipe geht um Streit zu suchen und sich mal ordentlich aufs Maul hauen zu lassen...halt, weil virtuell, ohne blaues Auge, gebrochene Nase oder fehlende Zähne. Der Antrieb war also gezielte und meist völlig sinnfreie Provokation.
Aber in 2017 ist jeder ein Troll, der es sich wagt, eine vom politisch korrekten Mainstream abweichende Meinung zu haben und diese auch noch zu vertreten. Auch die unselige Wortschöpfung Wutbürger schlägt in die gleiche Kerbe. Heute ist z.B. jeder ein Troll, der es sich wagt, unbegrenzte Migration nicht super zu finden. Wenn wer auf die real existierende Kriminalität vieler Neubürger aufmerksam macht, ist er natürlich auch ein Troll. Denn: Selbst wenn in den google News Schlagzeilen täglich mindestens 3 Berichte über diese, vor 2015 nicht in diesem Umfang geschehende Kriminalität zu finden sind: Es darf nicht sein, was nicht sein darf. Auch wer Trump und/oder Putin nicht 100% verachtenswert findet, ist er natürlich ein Troll. Ach ja: Die beiden sind natürlich auch Trolle und nicht etwa Staatschefs, die möglichst eine Agenda für ihre eigene Nation und deren Bürger fahren. Denn DAS wiederum widerspricht der Kumbaya-Ideologie, die Nationen verachtet.
Fassen wir zusammen: Troll und Wutbürger ist heutigentags ein Synonym für das Vertreten einer anderen, als der vom Mainstream propagierten Meinung. Je vehementer der Meinungsverbrecher seine eigene Meinung vertritt, desto mehr ist er ein Troll, gesellschaftlich zu ächten und eine potentielle Quelle von (ein weiterer unschöner Neologismus) Fakenews, der natürlich in sozialen Netzwerken zensiert gehört. Denn, das wusste man schon in der DDR: Die Partei hat immer Recht, und Genossen es bleibet dabei.
Wenn mir jemand vor 20 Jahren erklärt hätte, daß es mit der Meinungsfreiheit einmal auf diese Art und weise bergab gehen würde, hätte ich das nie geglaubt, denn ich erwartete, daß das Internet eher die Meinungspluralität fördert.