Die meisten Referenzen, auch die auf das Links-Rechts-Koordinatensystem erscheinen mir recht dünn und einer noch entwicklungsfähigen persönlichen Empirie (=Erfahrung) geschuldet.
Gleichwohl.
Ulrike Heitmüller hat recht, wenn sie die Zaghaftigkeit bei der Verwendung der deutschen Sprache durch die Muttersprachler hinweist. Die bisherigen Beiträge in diesem Forum sind ganz offensichtlich und die persönliche Erfahrung jedes einzelnen Lesers sind GARANTIERT durchsetzt mit schnippischen bis feindseligen Reaktionen auf einzelne Vokabeln, sei es gründsätzlich oder in spezifischen Kontexten.
Was hier weltbürgernd mit PC abgekürzt wird könnte auch mit "anständig" bezeichnet werden. Aber darin, in der deutschen Vokabel, liegt schon wieder ein Beweis, für die Berechtigung dieses Artikels.
Warum ist das so?
Viele Gruppen kennen Worte für die "Out-Group": Da gibt es bspw. den Nicht-Juden <https://de.wikipedia.org/wiki/Goi_(Nichtjude)>, den Nicht-Roma/Sinti und, sehr populär, den Un-Gläubigen. Wir sagen "Ausländer", na und? Ist "el extranjero / la extranjera" oder "ex-pat" etwa despektierlich? Nicht, daß ich wüßte...
Aber bei den üblichen Verdächtigen (Mohrenkopf, Negerkuß, etc...) ist noch nicht Schluß, nein, dort fängt der Spaß erst an:
Die meisten deutschen Muttersprachler (ja, auch die mit Migrationshintergrund) glauben bspw. bis heute, daß der Begriff "Untermensch" von den deutschen Nazis geprägt wurde, nicht wahr?
Tatsächlich aber kommt der Begriff aus einem Land, wo es noch 1967 "Whites-Only-Restaurants" gab. Guggsdu: <https://www.phenixxenia.org/wiki/The_Revolt_Against_Civilization>. Nebenbei: Der Autor wird auch im "Großen Gatsby" mit Robert Redford zitiert. Gleich im ersten Drittel.
Wer sucht, kann massenhaft Quellen (und Motive) finden, weshalb sich meine Landsleute lieber die Zunge abbeißen als gewisse Worte zu benutzen. Ulrike Heitmüller hat sich diese Arbeit gemacht und dafür möchte ich ihr meinen Dank aussprechen. Lutz Dammbeck hat dasselbe in seinem neuen Film "Overgames" gemacht und - natürlich - heftige Watschen kassiert.
Kleiner Exkurs zur Nationalhymne:
Wer sich einmal die "Last Night of the Proms" gegeben hat, kennt das Finale mit "Rule, Britannia!" wo - natürlich - alles mitsingt. Niemand kommt dabei in den Sinn, daß der Inhalt dieser Zeilen das britische Pendant zu "Deutschland, Deutschland über alles" ist.
Für unsere National-Elf-Fußball-Millionäre ist bereits die brave 3. Strophe nach der Haydn-Melodie für lange Zeit ein Zungen-Stolperstein gewesen. Warum? Ob es leichter wäre, wenn wir uns für den folgenden Text entschieden hätten?
1. Anmut sparet nicht noch Mühe
Leidenschaft nicht noch Verstand
Daß ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land.2. Daß die Völker nicht erbleichen
Wie vor einer Räuberin
Sondern ihre Hände reichen
Uns wie andern Völkern hin.3. Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.4. Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir's
Und das Liebsten mag's uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs.
Vielleicht...
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.01.2017 22:23).