Ansicht umschalten
Avatar von Forenluder
  • Forenluder

553 Beiträge seit 24.12.2016

Sprache

Orwell starb im Jahre 1950. Er war sich der Zusammenhänge bewusst, die Sprache bewirkt, wenn sie über Massenmedien verbreitet wird. Er hatte eine düstere Vision, wohin das führen kann. Was er damals nur eher vermutete und fühlte, wurde weitgehend Realität: Die Zensur, die Überwachung des Einzelnen, die beständige Erosion der sprachlichen Möglichkeiten. Wofür es keine Worte mehr gibt, kann nicht einmal mehr gedacht werden.

Wichtig für das funktionieren des Orwellschen Systems waren die Feindbilder. Die konnten beliebig ausgetauscht werden. Ein schönes Beispiel ist der IS. Der war damals der Freund des Westens gegen die finsteren Mächte der Sowjetunion. Vgl. Propagandafilm: Rambo III (1988) https://de.wikipedia.org/wiki/Rambo_III . Ein paar Jahre später ein neuer Propagandafilm (1994) mit dem vielsagenden Titel True lies https://de.wikipedia.org/wiki/True_Lies_%E2%80%93_Wahre_L%C3%BCgen. Da mutieren die lieben Freiheitskämpfer in nur 6 Jahren zu üblen Terroristen. So wurde medial der Golfkrieg ins rechte Licht gerückt. In den 60er Jahren war eine "chemische
Reinigung" eine fortschrittliche Methode Flecken zu entfernen und das N Wort (nein, nicht Nazi, sie haben noch einen Versuch) bezeichnete einen Menschen aus Afrika.

Diese Feindbilder (links, rechts, grün, rot, schwarz, braun) sind der Stoff, der das Denken überflüssig macht. Der Kapitalist war damals Jude, heute heißt er Trump. Nichts weiter als Projektionsflächen für Hassphantasien.

Ich fand den Artikel bemerkenswert, obwohl die Autorin von wechselnden Feindbildern nichts wissen will. Aber das ist eben ihre Sicht der Dinge. Man muss nicht für alles sofort eine Theorie haben. Eine Theorie trübt die Sicht zur genauen Beobachtung. Und die Beobachtungen mit wenig Wertung machen den Artikel lesenswert.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten