Machen wir einmal ein kleines Gedankenexperiment.
Man will mit einem Segelschiff, wie damals die Pilgerväter in die Neue Welt aufbrechen. Moderne Kommunikationstechniken gibt es nicht, man ist ganz auf die Besatzung angewiesen.
Es stehen 3 Schiffe zur Auswahl:
1. Die Altrus. Ein Schiff voller Altruisten, die auch Schwache und Behinderte mitnehmen.
2. Die Darwin. Ein Schiff voller Darwinisten, bei denen der Wert eines Mannschaftsmitglied sich allein aus dessen momentaner Nützlichkeit definiert. (Quasi Eine Art Kapitalismus ohne Sparen.) Die Mannschaft der Darwin ist mit Abstand die Stärkste der 3 Schiffe.
3. Die Autist. Ein Schiff voller Leute, die nicht in der Lage sind zu kooperieren und eine Gemeinschaft zu bilden.
Ich müßte da nicht lange überlegen und würde die Altrus nehmen, weil es genau das Schiff ist, mit dem die höchste Chance besteht, dass es überhaupt ankommt und auch für mich als Person die höchsten Überlebenschancen bietet.
Altruismus ist eine Persönlichkeitshaltung, aber gleichzeitig auch die härteste Währung in einer Gemeinschaft. Im Rahmen der Gemeinschaftsbildung auf der Fahrt wird der Kapitän die ganzen Schmarotzer, die es überhaupt auf das Schiff geschafft haben, an einem Hafen aussetzen und bitten doch ein anderes Schiff für ihre Weiterfahrt zu nehmen.
Ich habe in meinem Leben schon in vielen Teams gearbeitet und die Auslese ist zwangsläufig ein Resultat einer funktionierenden Teambildung. Selbstverständlich mutet der Kapitän den Schwachen und Behinderten nicht die selbe Arbeitsmenge zu, erwartet aber, dass diese ebenfalls mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Kraft mitarbeiten.
Wer, wie Fenris Reschke schreibt, lieber alleine unterwegs ist oder sich nur um seine Sippe kümmern will, der darf dies ja gerne tun, aber dann kann er auch auf keinerlei Unterstützung der Gemeinschaft bauen.
Das eigentliche Problem in Deutschland ist die immer mehr um sich greifende Schmarotzermentalität. Also Vögel, die sich von den Anderen mittragen lassen und meinen Team bedeutet wirklich: "Toll Ein Anderer Machts". Wer Kinder hat, kann diese Schmarotzermentalität sehr gut an der Schule beoachten. Manche Privatschulen z.B. machen diverse Instandhaltungsarbeiten als Elternarbeit, weil sich dadurch massiv Kosten und damit Beiträge einsparen lassen. Die Realität bei diesen freiwilligen Aktionen ist äußerst ernüchternd: 1/3-1/4 der Eltern arbeiten aktiv mit. Ein weiteres 1/3-1/4 zeigt bei den Aktionen wenigstens etwas Flagge, um nicht zu unangenehm aufzufallen. Der Rest schmarotzt. Ein ganz natürlicher Effekt dabei ist, dass das Engagement der Eltern im Laufe der Jahre massiv abnimmt, weil sich die Arbeit auf immer weniger engagierte Schultern verteilt, dadurch immer schwerer wird und immer weniger Leute Bock darauf haben, sich ausnutzen zu lassen. Was eine Gemeinschaft sein sollte zerfällt.
Das eigentliche Problem bei der Bitnation ist, dass hier eine Zielersetzung in Richtung eines kapitalistischen und profitorientierten Systems erfolgt. So etwas hat noch nie funktioniert. Nebenbei bietet so etwas ja auch massig Betrugmöglichkeiten. Da gibt es dann, wie bei dem Forschern, Zirkel, die sich gegenseitig in den Himmel loben, um davon profitieren zu können.