Wirtschaftswachstum entsteht, wenn mehr Geld für Güter ausgegeben wird, die zum BIP zählen, als vorher. Man kann dazu sagen, die nachfragewirksame Geldmenge muss steigen. Wo soll die aber herkommen?
Der Opa kann sein Sparbuch plündern und sich einen Porsche dafür kaufen. Oder ein Unternehmen nimmt einen Kredit auf, um in neue Produktionskapazitäten zu investieren.
Wirtschaftswachstum entsteht also nur, wenn die Wirtschaftssubjekte entsparen oder Kredite aufnehmen. In einer Volkswirtschaft können das die privaten Haushalte, der Staat, die Unternehmen oder das Ausland (über Leistungsbilanzüberschüsse). Und hier fangen die Probleme an:
In den hoch entwickelten Industrieländern sind nach den privaten Haushalten, nun auch die Unternehmen Nettosparer geworden. Die tragen also nicht nur nichts mehr zu einem Wirtschaftswachstum bei, sondern dämpfen mit ihrem Sparen auch noch den Konsum und damit das Wachstum. Dieses Sparen muss =zwingend= durch Kreditaufnahmen oder Entsparen von anderer Seite ausgeglichen werden, wenn man nicht in die Rezession abrutschen will. Aber von wem?
Das von Deutschland in der Vergangenheit verfolgte Wirtschaftswachstumsmodell Leistungsbilanzüberschüsse funktioniert nicht mehr. Unsere Handelspartner sind nicht willens und nicht in der Lage dauerhaft sich für uns jedes Jahr neu und höher zu verschulden. Auch möchten sie nicht ständig Industriearbeitsplätze an uns verlieren. Das gilt auch für alle anderen Volkswirtschaften. Bei den meisten war dieses Wachstumsmodell auch nie möglich.
Also bleibt nur noch der Staat, um mit einer jährlichen Neu- und Höherverschuldung das Wachstum zu induzieren. Die Staatsverschuldungen werden also nur noch einen Weg kennen: nach oben. Das ist machbar, wenn der Nennwert der Staatsanleihen niemals zurückbezahlt wird, sondern bei Fälligkeit bis in alle Ewigkeit durch die Ausgabe von neuen Anleihen revolviert wird. Die Zentralbank sollte da helfen und die Anleihen so aufkaufen, dass die Zinsen dafür in einem erträglichen Rahmen bleiben. Am besten so wie das in Deutschland schon der Fall war, bei null Prozent.
Hier tut sich das nächste Problem auf: Induziert der Staat zuverlässig jedes Jahr das Wachstum, dann müssen sich die Unternehmen auch mit ihren Gewinnmargen nicht mehr zurückhalten. Das gibt dann ruckzuck eine Preis-/Lohnspirale. Wie kann man diese Situation dämpfen? Hohe Einkommen/Vermögen, die eine hohe Sparquote haben oder hatten müssen deutlich höher besteuert werden.
Die neoklassische Volkswirtschaftslehre meint das Wirtschaftswachstum anregen zu können, indem man Unternehmen die Steuern senkt oder Investitionsanreize setzt ("Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik"). Das hat noch nie geklappt. Unternehmen investieren nur wenn die entsprechende Nachfrage da ist. Ist sie das nicht, dann kann man Unternehmen Geld schenken und sie investieren trotzdem nicht. Die Steuersenkungen werden dann genutzt, um den Kapitaleignern höhere Gewinne auszuzahlen. Und da die typischerweise die höchste Sparquote haben, wird das makroökonomische Problem noch vergrößert.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (24.10.2022 09:14).