Ansicht umschalten
Avatar von J.Creutzfeld
  • J.Creutzfeld

mehr als 1000 Beiträge seit 31.05.2001

Re: Es gibt keine Architekten mehr

Sokrates-II schrieb am 30.04.23 22:35:

Sie sind Götzendiener des Utilitarismus geworden und drücken, wohin sie auch kommen, allem den Stempel der ungetrübten Geistlosigkeit auf.

So verschieden kann man die Welt wahrnehmen. Ich sehe Architekten, die regelmäßig das Gegenteil von Utilitarismus (Herschafft des Nützlichen ) machen. Selbstverliebt und arrogant werden abgehobene architektonische Konzepte umgesetzt, die nur im Modell funktionieren. Schon in WG-Zeiten war zu sehen, wie Gebäude entstehen: Als Bastelei am Küchentisch und irgendwas musste gelötet dabei sein.

Wenn man sich heute viele Gebäude anschaut, dann ist völlig klar, was irrelevant war: Der praktische Nutzen. Stattdessen gibt es "sich durchdringende geometrische Figuren" ( die man nur vom Flugzeug erkennen kann) oder es gibt kühne Konstruktion ( weil die Betonbauer ein paar neue hippe Techniken angeboten haben). Und natürlich Sichtbeton, grau und grässlich.

Und der Gipfel: Auf jede noch so dämliche Konstruktion hat der Architekt ein Copyright und der Besitzer kann den schlimmsten Unfug nicht einmal selber korrigieren.

Beispiele: Ein nachhaltiger Kindergarten, der wegen nicht eingeplanten Brandschutz zum Labyrinth geworden ist und bei dem einige Räume nach Jahren noch nicht genutzt werden durften. Aber nachhaltig, mit Holz und Architekturpreis. Oder das Gemeindezentrum: Komplett schwarz gestrichen in Zeiten von Klimaerwärmung und jährlichen Hitzerekorden. Oder das stylische Bürogebäude, bei dem einige Fenster seit Jahren nicht geputzt wurden, weil die nachträglich angebrachten Taubennetze das unmöglich gemacht haben.

Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das Neubauten aus Sicht des Menschen gebaut werden, der darin lebt, der davor steht und der den Unterhalt zahlen muss.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten