Ja, in der Zeit wurden verdammt viele Weichen falsch gestellt.
Heut sitz ich aber in Süddeutschland. Bewerber? Keine. In den letzten 5 Jahren wurde genau ein Elektroniker ausgebildet im Unternehmen, der ist sogar noch da. Der arbeitet aber nur 30 Stunden die Woche, weil "mehr lohnt sich nicht".
Ich verstehe den 20-Jährigen Kollegen mit meinen 42 Jahren besser als meine 61-jährige Mutter, die grundsätzlich ALG-II abschaffen würde, weil "alles, was zwei gesunde Hände hat, muss arbeiten". Egal wie oft ich da drüber diskutiere, dass es nicht um's Arbeiten geht sondern die Arbeit das Leben finanziert wird - das geht ihr nicht ein. Verdient natürlich selber nur noch Mindestlohn, nachdem die Jahre zuvor der Arbeitgeber jede Lohnerhöhung hat ausbleiben lassen mit der Begründung "ihr verdient doch mehr als den Mindestlohn". Übrigens in Sachsen, Gehalt für Datentypisten.
Also ich seh's so: zuvorderst dient die Erwerbsarbeit zum Finanzieren meiner Lebenshaltungskosten. Ich mach das nicht, weil ich Langeweile habe, sondern weil ich das Geld brauche. Punkt. Und eigentlich habe ich nach den 90ern und 00ern irgendwie mehr erwartet vom "erarbeitbaren Wohlstand". Also "Wohlstand" is nich. Eigene Hütte? Muss ich wohl auf's Erbe warten. Was bleibt, ist nur die Arbeit. Aber Arbeit ohne Ziel macht keinen Sinn. Also wo soll die Motivation herkommen, wenn man ohne Ziel arbeiten soll? Wo soll der SINN IM LEBEN herkommen, wenn man keine Immobilie für sich selbst erarbeiten kann oder sicher die Familie ernährt bekommt ...?
Von daher. Von mir aus soll jeder, der nicht mehr will angesichts dieser Perspektive nicht arbeiten gehen. Dann fällt vielleicht auf, dass nicht in Büchern der Betriebswirte Geld geschaffen wird, sondern aufm Bau, am Band, in der Backstube oder in der Betriebshalle.