Tiefgang schrieb am 06.02.2017 14:03:
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Seit wir Geflüchteten Einlass gewähren (und nicht nur laut Rechtslenkern wie Herrn Bosbach die Kontrolle verloren haben), stehen Kostenberechnungen von 20 - 23 Milliarden https://www.welt.de/politik/deutschland/article160312839/Warum-die-Fluechtlingskosten-2016-aus-dem-Ruder-liefen.html.[...]
Die Argumente zerfielen buchstäblich zu Staub. Weder handelt es sich nur um Flüchtlinge noch sind sie ausreichend qualifiziert. Der blockierte Familiennachzug erhält immer mehr Risse. Es sind also vermutlich mehr als die anvisierten 20 Mrd. Euro notwendig, um den Leuten zu helfen.[...]
Was immer die Regierung auf dem Plan hatte: es wird nicht funktioneren. Nur, dass wir 20 Mrd. Eu Steuergelder aufbringen müssen, in einem Land wo das Geld dringend für den Wettbewerb mit anderen Ländern gebraucht wird, davon können wir sicher ausgehen.Ist es so schwer zu verstehen, dass da auch gemäßigtere Gemüter argumentativ auf die Barrikaden gehen?
Wir sind vielleicht ein Land der Reichen aber kein reiches Land.
FW
Die 20 - 23 Mrd. oder mehr sind ein großes Konjunkturprogramm, weil davon nahezu 100% unmittelbar in den Konsumtionsprozess fließen, denn die Flüchtlinge können von dem Geld fast nichts sparen oder in ihr Heimatland transferieren, weil sie es in Deutschland zum eigenen Lebensunterhalt benötigen und deshalb ausgeben müssen. Das hat dem Kapital zusätzliche Profite verschafft und Arbeitsplätze in Deutschland gesichert.
Der "Wettbewerb mit anderen Ländern" ist durch das Geld für Flüchtlinge gestärkt worden, weil neben den günstigen Bedingungen für die deutsche Exportwirtschaft wegen des im Vergleich zum Dollar und anderen Währungen schwachen € durch die EZB-Politik des billigen Geldes auch der Binnenmarkt durch Ausgaben für Flüchtlinge gestärkt wurde.
Der deutsche Staat hat einen erheblichen Teil der Ausgaben für Flüchtlinge durch Mehrwertsteuer, Einkommenssteuer und teils Unternehmenssteuern zurückbekommen, so dass die Steuereinnahmen deutlich über den Schätzungen lag/liegt.
Wenn angeblich "gemäßigtere Gemüter argumentativ auf die Barrikaden gehen", dann zeigt das nur, dass diese Zeitgenossen nicht nur nicht gemäßigt sind, sondern auch von Zusammenhängen jedweder Art keine Ahnung haben. Hinter der scheinbar sachlichen Argumentation verbirgt sich nur mühsam nichts anderes als Flüchtlings- und Ausländerfeindlichkeit.
Die Feinde der Flüchtlinge und Einwanderer sind faktisch Feinde Deutschlands, denn dem reichen Deutschland, in dem der Reichtum allerdings extrem ungleich verteilt ist, ginge es ohne Flüchtlinge und Einwanderer schlechter. Die Niedrig-/Mindestlöhner ("working poor"), die ALGII-Bezieher und andere Opfer der Ungleichverteilung des Reichtums in Deutschland hätten ohne einen einzigen Flüchtling keinen einzigen Cent mehr in ihrer Geldbörse, denn die implizite Annahme, die 20 - 23 Mrd. oder mehr wären ohne Flüchtlinge für die Wettbewerbsstärkung Deutschlands an die Geringverdiener und Sozialtransferempfänger ausgezahlt worden, ist an realitätsfremder Naivität nicht mehr zu übertreffen.
Der "Witz" der derzeitigen Welle des "Rechtspopulismus" ist, dass er auf Basis völliger Unkenntnis v.a. ökonomischer Zusammenhänge diejenigen, für die er angeblich antritt, zusätzlich zur systembedingten Benachteiligung (s. Ungleichverteilung des Reichtums) erheblich schwächt. Die "Abschottungsökonomien" wie z.B. in Ungarn und Polen zeigen das deutlich.
Deine Position ist - um es in deiner Sprache zu formulieren - deutschland- und deutschenfeindlich.