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  • trainspotter (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 16.02.2018

Staatliche Bahnen sind ebenfalls keine Garantie für ein funktionierndes System.

Daß die "Bahnreform" von 1994 total vermurkst war und ist, steht nicht zur Debatte und ist unbestrittener Fakt.

Aber die Geschichte lehrt, daß auch staatliche Bahnen es schaffen ein funktionierendes System herunter zu wirtschaften: Ein drastisches Beispiel findet sich in GB. Dort hat die _staatliche_ British Rail in den sechziger Jahren in kurzer Zeit die Hälfte des Netzes still gelegt. Privatisiert wurde erst zwanzig bis dreißig Jahre später. Der Restbetrieb der BR war dann aber immer noch nicht eine Werbung fürs System Eisenbahn.

Animiert von den britischen "Erfolgen" wurden in der Zeit auch bei der Bundesbahn ähnliche Konzepte ventiliert. Politische Interventionen haben deren Umsetzung erheblich verlangsamt, aber letztlich hatten wir in der alten Bundesrepublik schon vor der "Bahnreform" ein löchriges Netz wie in GB. Eisenbahn (wie auch ein Straßennetz) funktioniert aber nur dann, wenn es die Fläche abdeckt. Idealerweise auch in der vierten Dimension, der Zeit.

Der entscheidende Punkt ist nicht die Organisationsform (privat oder Staat) eines Eisenbahnsystems, sondern der Wille einer Gesellschaft, ob sie über ein funktionierendes System verfügen will oder eben nicht. Bis in die dreißiger Jahre wollte man. Allerdings begann schon damals der Niedergang, weil man sich aus alter Gewohnheit (die Gewinne aus dem Eisenbahnbetrieb deckten bis zum ersten Weltkrieg gut die Hälfte des Staatshaushalts) kräftig bei der Deutschen Reichsbahn bediente: Hitlers Autobahnen wurden von eben dieser gebaut und finanziert. Der Kernbetrieb wurde auf Verschleiß gefahren. Auf Verschleiß zu fahren, war auch schon der Grund des Niedergangs der privaten Eisenbahgesellschaften im 19. Jahrhundert: Die Profite der Eigner waren wichtiger, als die Reinvestitionen, um den Wert der Unternehmen nachhaltig zu bewahren. Die Übernahme der somit maroden Eisenbahnunternehmen in Preußen durch den Staat, wurde den Eigentümern auch noch vergoldet.

Ein funktionierendes Unternehmen, bzw. komplexes System erhält man nur, wenn man den Verschleiß, die Abschreibungen, etc. durch Reinvestitionen ersetzt. Damit tut sich der Mensch grundsätzlich schwer, egal ob es sich um ein privates oder staatliches Unternehmen handelt.

Gruß trainspotter

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