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Avatar von Grober_Unfug
  • Grober_Unfug

mehr als 1000 Beiträge seit 03.12.2003

Re: "meinem Dafürhalten" != ideologische Borniertheit?

Nun, selbst die Böll Stiftung teilt meine Ansicht.
https://www.boell.de/de/2010/09/29/ueberblick-ueber-die-wirtschaftlichen-aspekte-der-atomkraft

Ich zitiere aus der brandaktuellen Studie von 2010:
"Zugleich stocken weltweit die geplanten Bauten von Reaktoren, weil sich keine privaten Investoren finden, die die Risiken, die mit dem Bau von Atomkraftwerken verbunden sind, ohne staatliche Preisgarantien und Subventionen eingehen."
Ei warum rechnet sich das ohne staatliche Preisgarantien und Subventionen nicht?
Kann es sein, dass die KKWs schlicht zu teuer produzieren?
"Die Entstehungskosten für eine Kilowattstunde Atomstrom setzen sich zu 70 Prozent aus den fixen Baukosten, zu 20 Prozent aus den fixen Betriebskosten und zu den restlichen 10 Prozent aus variablen Betriebskosten zusammen."
Wenn dann wie in Flamanville aus 4 Milliarden Euro "13,2 Milliarden ohne Finanzierungskosten von rund 5 Milliarden €" werden und schon die 4 Mrd. € in einem Erzeugungsstrompreis (ohne Versicherung und Entsorgung!) von 7,2 Cent/KWh geführt hätten - dann sind wir bei ~ 23 Cent/KWh Gestehungskosten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Flamanville
Warum man den alten Schrott gerne auch noch mit Rissen und Gefahren für die Bevölkerung laufen läßt - steht dort auch recht schön.
"Diese Kostenverteilung macht deutlich, warum weltweit so sehr um die Verlängerung der Laufzeiten gestritten wird. Ist ein Atomkraftwerk erst einmal gebaut, ist es wirtschaftlich attraktiv, die Anlage weiter zu betreiben, und zwar selbst dann, wenn die gesamten Erzeugungskosten einschließlich der Baukosten höher sind als die Kosten alternativer Techniken. Die Baukosten einer Anlage sind nämlich „Sunk Costs“, versenkte Kosten, die nicht rückgängig gemacht werden können, die Grenzkosten der Erzeugung einer zusätzlichen Kilowattstunde (kWh) dagegen können vergleichsweise gering sein."

Aber hey, den Boten beleidigen hat schon immer geholfen.
Ich verteidige hier nicht die Kernkraft.

Ich habe das ganz anders verstanden...

Ich weiße nur darauf hin, dass deine Aussage Blödsinn ist und gerade bei emotionalen Themen ist es wichtig, möglichst belastbare Argumente zu bringen.

Ja vernünftige Zahlen habe ich leider nicht bekommen. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und Wikipedia dazu bemüht- wohl wissend, dass das auch weniger als die Hälfte der Wahrheit ist.
Die Rechnungen pro KKW gehen i.d.R. nur dann auf, wenn die KKW. "volle Möhre" Grundlast "schruppen" dürfen und die MWh nur so purzeln. Aktuell ist der letzte Aufguss dieser Technik weit davon entfernt auch nur halbwegs Dauervolllastfest zu sein...
Vielmehr fallen die Anlage mit Undichtigkeiten im Betrieb und schlampigem Bau auf.

Ein KKW skaliert zwischen 60% und Nennlast.

Das mag sein - aber die Regellastfähigkeit dazwischen - ist eine hochriskante, Geschichte. (Vgl. Xenonvergiftung in Tschernobyl. Auch in Fessenheim mussten sie den Reaktor kurz vor einem beinahe GAU mit Borsäure wieder heruntermoderieren, weil die Regelung versagt hatte...)
Ein KKW ist das Kraftwerk was man aus Sicherheitsgründen am besten gar nicht im Betrieb moduliert. Und wenn man es dennoch macht - dann bitte ganz sachte mit viel technischem Sachverstand.

Wegen der geringen Betriebskosten könnte man sogar die Kernreaktion am Laufen halten und nur die Dampfturbinen abklemmen.

Prinzipbedingt kann man die Kettenreaktion niemals vollständig stoppen.
Man kann sie nur in gewissen Grenzen bis kurz vor der exponentiell laufenden Reaktion moderieren. Der Betrieb eines KKW ist prinzipiell nichts anderes als "den Dachen am Schwanz kitzeln". Der Betrieb ist niemals intrinsisch stabil - was dazu führt, dass auch abgeschaltete KKWs mit Kernschmelze einen Abgang machen können, wenn die Kühlung für die Nachzerfallswärme der kurzlebigen Nuklide in den normalen Brennstäben ausfällt.

Das ist technisch machbar, nur eben nicht besonders effizient. Und genau darum ging es mir. Es ist schlichtweg eine Falschaussage von Dir, das KKW nur grundlastfähig wären.

KKWs sind auch gemächlich im Bereich von 60-100% Teillastfähig.
Bei 60% sind sie dann eben 28% teuerer...
Nur ob man das wirklich will - das steht auf einem ganz anderen Blatt.
Das Netz der nahen Zukunft braucht aber Erzeuger, die schnell viel Regellast (durch Weg- und Zuschalten) bringen können - um es zu stabilisieren. Imho sind KKWs für diese Aufgabe beliebig ungeeignet.
Die vorhandenen KKWs in D. waren alle (mit ordentlicher Außnahmegenehmigung) 3 Jahre außerhalb Ihrer vorgeschriebenen Wartungsintervalle unterwegs. Zwei hätten neu beladen werden müssen um ein weiters Jahrzehnt laufen zu können.
Ich persönlich bin froh, dass diese Dinger aus sind. (Die EVUs auch!)
Ich wette auf den nächsten GAU aus F. in absehbarer Zeit (< 10 Jahre - reine Statistik - kein Insiderwissen). Mein KJ steht bereit...

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