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192 Beiträge seit 04.10.2004

Die Kirche und der Faschismus

Der Papst spricht - die Faschisten nehmen seine Rede auf. Nun, wäre
ich ein Papst und würden Faschisten meine Rede zum Anlass
faschistischer Äußerungen nehmen, würde ich mich erstens
schnellstmöglichst von diesen Leuten distanzieren und zweitens
überlegen, ob ich selbst nicht irgendeinen Fehler gemacht hätte. Doch
der Papst gedenkt wohl weder das eine noch das andere zu tun.
Wahrscheinlich steht er seinen braunen Brüdern näher als viele
denken. Brüder in Wort und Tat?

Nun, Ratzinger sagte, die Homo-Ehe sei schädlich für die
Gesellschaft. Gemeint hat er wohl eher die Homosexualität im
Allgemeinen und Homosexuelle im besonderen. Die Nazis verwendeten die
gleiche Sprache: sie sprachen von Volksschädlingen, zu denen auch die
Homosexuellen gehörten. Der einzige Unterschied zwischen der
katholischen Kirche und den Faschisten war, dass letztere über die
Macht verfügten, das (deutsche) Volk von diesen Schädlingen zu
"befreien" (wozu sie sinniger Weise etwas einsetzten, was man in
diesem Zusammenhang als Schädlingsbekämpfungsmittel bezeichnen
könnte). Es war auch Ratzinger persönlich, der meinte, die
Gesellschaft müsse solche Gifte wie die Homosexualität ausschwitzen.
Das ist die Sprache der Nazis in reinstform. Arm an Inhalt, dafür
aber reich an Bildern, eloquente und den primitiven Geist
beeindruckende Sprache sowie unterschwellig einwirkende Vergleiche.
Göbbels hätte auch nicht dämagogischer ausdrücken können, was
Ratzinger sagte.

Nahezu identisch sind Ansichten und Aussagen der Kirche und der Nazis
in Bezug auf ihren pervertierenden naturalistischen Ideologien: Sätze
wie "die Ehe ist heilig, während homosexuelle Handlungen gegen das
Moralgesetz der Natur verstoßen" oder "Das sind erbkranke Personen,
die mit einer körperlichen oder psychischen Behinderung zur Welt
kamen" haben den selben Kern einer naturalistischen Anschauung wonach
Homosexualität nicht natürlich sei und in deren letzter Konsequenz
die Nazis diese "unnatürliche Krankheit" ausrotten wollten.

Wenn die Kirche von der "Zerstörung der Familie" spricht, dann
spricht sie lediglich von ihrer Aschauung der Familie. Die gleiche
teilten auch die Faschisten: eine Stätte, in der ein Mann bekocht
wird, er seine (Possesivum!) Frau besteigt und befruchtet, damit sie
den Nachwuchs austragen, dann säugen und aufziehen kann. Bei den
Nazis war die Frau allenfalls tauglich als Gebärmaschine (später zu
hrem Leidwesen auch an der Heimatfront, als die militärischen Pläne
der Führer nicht aufgingen), die Kirche sucht sie zu ignorieren sooft
es nur geht (welcher Idiot hat sie eigentlich überhaupt in der bibel
erwähnt?). Lediglich faschistische und kirchliche Grundmotivation
unterscheidet sich marginal: die Kirche stellte das biblische "seid
fruchtbar und mehret euch" in den Vordergrund, um den einzig wahren
Glauben zu verbreiten, die Nazis brauchten diese Fruchtbarkeit, um
von der deutschen Frau Soldaten ausbrüten zu lassen und damit sich
die Herrenrasse möglichst schnell im "neu gewonnenen Lebensraum" (ein
weiterer Naturalismus), den man von den unteren Lebewesen zu
entvölkern trachtete, ausbreiten könnte.

Die Kirche versucht ihre Kollaboration mit den Nazis als einen
einmaligen Faux-pas darzustellen. Doch die Ursache dieses Fehltritts
liegt in der Ähnlichkeit der kirchlichen und faschistischen Ideologie
begründet. Die Faschisten haben das ausgesprochen und durchgesetzt,
was die Kirchen selbst gemeint und verbreitet haben. Zwei Verwandte
im Geiste haben sich getroffen.

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