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  • tcp_fin

mehr als 1000 Beiträge seit 01.08.2003

"So genau wie moeglich und so frei wie noetig!"

"Ich allerdings würde sagen: gerade, wenn ich eine Übersetzung von
Peter Handke lese, will ich erleben, dass der Schriftsteller Handke
sich auch beim Übersetzen einbringt. Ich will Handkes "Stimme"
erkennen können - oder seine Fähigkeit als Stimmenimitator - eben,
weil ich erwarte, dass seine, Handkes, Lesart eines bestimmten Autors
mir ganz besondere Einsichten in dessen Schreiben eröffnen wird. Und
vielleicht verzichte ich, aus dem gleichen Grund, dann auf eine
Übersetzung von Arno Schmidt. (Oder umgekehrt.) "

Da kann ich absolut nicht zustimmen: die meisten Leser sind doch
nicht in der Lage das Original zu lesen - und wenn der Uebersetzer
seinen 'schriftstellerischen eigenen Ton' einbringt ist das
bestenfalls eine Verfaelschung, schlimmstenfalls eine unauthorisierte
Veraenderung.

"So genau wie moeglich und so frei wie noetig!"

Ideal ist eine Uebersetzung imho dann, wenn der Uebersetzer voellig
unsichtbar ist - und seine Aufgabe darin sieht, die Stimme des Autors
so exakt wie moeglich zu transportieren.

Was beim Vorgehen wie im zitierten Abschnitt beschrieben herauskommt,
ist keine echte Uebersetzung mehr, sondern dann eine interpretierte
Version - eine unter zahllos moeglichen und sollte dann auch als
'Hemmingway - in der gelsen und uebersetzt von Handke'
klargekennzeichnet werden.

Nur in den wenigsten Faellen wird es Alternativuebersetzungen geben.
Ergo wird der Ur-Autor verfaelscht, ungenau etc.,  u.U. mit
langfristigen Folgen.
Wenn Handke Hemmingway uebersetzten wuerde, und ich beim Lesen dann
Handke erkenne, naja - ich kann im Orignal nachlesen (und die
Uebersetzung dann in die Tonne treten), andere nicht.

tcp_fin - der zumindest englische Literatur (und Filme) nur in der
Originalsprache liest/anschaut (und Handke absolut nicht mag ...:).


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