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32 Beiträge seit 26.09.2005

anmerkungen von TA

ein/e leser/in hat bemerkt, dass ich meine empfehlung für fischart
schon mal in einem früheren artikel zum thema übersetzen
ausgesprochen habe -- damals war das buch nicht mal für 1000 MARK zu
erwerben. jetzt gibt es das wesentlich wohlfeiler. allerdings habe
ich mich offenbar allzusehr angestrengt, diesmal eine besondere
pointe zu dem werk "zu erfinden" -- ich weiß nicht, wie ich darauf
gekommen bin, dass die geschichtsklitterung 50 jahre VOR luthers
bibelübersetzung entstanden ist. sie entstand 30 jahre DANACH. ich
kann mich nur mit einem parallaxenfehler aufgrund der großen
historischen entfernung herausreden...
das buch selber bleibt davon unberührt, es ist spannend...!
was harry rowohlt betrifft -- ein leser meinte, wie konnte ich ihn
unerwähnt lassen? -- so hatte ich ihn zunächst im artikel drin, und
zwar folgendermaßen:
Ganz unterschlagen, wie früher so oft, wird der Übersetzer, wird die
Übersetzerin heute nicht mehr, andererseits ist er, ist sie letztlich
auch nichts anderes als ein Verlags-Faktotum. Dass er oder sie auf
dem Cover genannt würde, ist immer noch eine absolute Rarität. Da
müsste schon jemand sehr Spezielles antreten. Heute darf ein Peter
Handke (der, wie gesagt, auch als Übersetzer arbeitet) oder ein
Übersetzer wie Harry Rowohlt (der auch selber schreibt) damit
rechnen, an prominenter Stelle auf dem Werk eines anderen genannt zu
werden. Und er dürfte sich auch gewisse Freiflüge herausnehmen.
Üblich ist das aber nicht.
-- dann hab ich den absatz aber gekürzt. ("den rowohlt kennt eh
jeder", dachte ich dazu.)
übrigens meine ich es durchaus wörtlich, wenn ich sage, dass man
geschlecht und alter eines autors an einem text ablesen kann -- ich
meine nicht, dass ich bei "wetten dass?" auftreten möchte und anonyme
texte in sekundenschnelle einem männlichen autor mitte 40 oder einer
weiblichen autorin um die 20 zuordnen könnte. aber so ungefähr
funktioniert es schon. vielleicht ist es auch nur einer meiner party
tricks. ich habe zb, wenn ich eine gruppe jugendlicher oder auch
erwachsener im weit fortgeschrittenen lebensstadium ein paar mal
unterrichtet habe -- volkshochschulkurse und dergleichen -- ihnen
beim dritten oder vierten zusammentreffen auf den kopf zusagen
können, ob sie ein einzelkind sind oder geschwister haben, und an
welcher stelle in der geschwisterfolge sie anzusiedeln wären. einmal
hatte ich eine kleine gruppe und ich hatte allen korrekt ihre
familiären beziehungen gedeutet -- "Sie sind der jüngere bruder von
zwei älteren schwestern" usw -- als eine frau mich recht erbost
anfuhr: "woher wissen Sie das? Sie müssen meine akte studiert haben!"
-- und ich musste sie beruhigen: "die volkshochschule hat doch gar
keine akten mit angaben über ihre geschwister...!"
ich meine also, man merkt diese dinge einfach unbewusst am
gruppenverhalten der leute.
so ähnlich ist das wohl auch beim "text-verhalten" -- z. b. denke ich
immer, dass man der lyrik von rilke förmlich ansieht, dass sie für
geld geschrieben wurde. und bei hermann hesse, dass sie aus GEIZ
geschrieben wurde. aber als wissenschaftliche methode, glaube ich,
taugt das nicht. es ist auch nicht parapsychologie. es gehört einfach
nur in den bereich des intuitiven, der bei allen leuten mehr oder
weniger, so oder anders, ausgeprägt ist. ich könnte mir auch
vorstellen, dass man z.b. in einen kafka text text-fremde wörter
einschleusen könnte, nicht einfach bloß offensichtliche blöde dinge
wie "maschendrahtzaun" oder "schubumkehr", sondern irgendwas relativ
dezentes, und dass 50 prozent der leute sie sofort erkennen würden,
als wären sie mit einem gelbmarkierer angestrichen worden. genauso
wie 50 prozent der leute sogleich an dem wort "gelbmarkierer"
erkennen würden, dass ich gewisse entwicklungen der deutschen sprache
offenbar nicht miterlebt habe und deshalb "yellow marker" automatisch
übersetze, was aber nicht mehr notwendig ist, da es bereits das
deutsche wort "marker" gibt. also das sprachgefühl erkennt schon bei
kleinsten indizien eine abweichung, und es folgt unausweichlich die
frage: "Sie sind wohl nicht von hier?" das alles funktioniert, denke
ich, im gesprochenen ebenso wie im gedruckten text. sprache ist eine
form des körperlichen verhaltens, oder doch stark daran gekoppelt,
und so behält es auch im druck eine aura des körperlichen bei.
--tom appleton
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