Durch die immer stärkere Dominanz der Online-Medien gibt es tatsächlich so etwas wie eine Gefährdung der redaktionellen Freiheit. Vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Eine effiziente Vermarktung der Online-Formate ist bisher kaum möglich. Ein Redakteur einer Regionalzeitung sagte mir, dass man von den derzeitigen Online-Einnahmen gerade mal zwei bis drei Redakteure bezahlen könnte. Print ist für viele Verlage, trotz rückgängiger Auflagen, immer noch die cash cow, die zuweilen auch noch eine recht üppige Redakteurs-Ausstattung ermöglicht. Wenn man nicht mehr wirtschaflich unabhängig recherchieren und schreiben kann, ist das das Ende der früheren redaktionellen Freiheit.
In Zukuft werden dann wahrscheinlich Formate dominieren, die nicht mehr auf Einnahmen aus dem News-Bereich angewiesen sind, wie t-online, Microsoft oder United Internet. Ob das noch unabhängige Nachrichten sind, sei dahingestellt.
Allerdings hält sich mein Bedauern darüber in Grenzen. Haben die früheren Print-Medien ihre Freiheit als Vierte Gewalt wirklich genutzt? Waren es nicht die frühen Internet-Auftritte von Tageszeitungen, die, gegen den Presse-Kodex, Werbung und Redaktionelles ununterscheidbar vermauschelt haben?