Alexander Dill schrieb am 4. November 2013 16:46
> Als Gemeinwohl-Freak höre ich das natürlich nicht gerne, kann aber
> auch verstehen, wenn Gemeinwohl oft als Rhetorik der
> Besitzstandswahrung entlarvt wird und auch von den großen Ideologien
> missbraucht wurde.
> Nur: Was ist die Alternative zum Gemeinwohl? Wer ist zuständig, wenn
> nicht das Individuum? Oder lag Kant völlig falsch?
Ich halte von dem Begriff Gemeinwohl gar nichts. Nicht, weil ich
anderen Menschen Böses gönne - ganz im Gegenteil - sondern, weil
Gemeinwohl immer dann notwendig ist und dann nicht eingelöst wird,
wenn Menschen ein systematischer Schaden zugefügt wird. Diese Kritik
trifft so ziemliche auf alle Gesellschaftsysteme zu, die ihre Bürger
als Mittel zu einem blühenden Nationalstaat betrachten und
dementsprechend verwalten. Gemeinwohl setzt Schaden an Menschen
vorraus, der dann per gutem Willen repariert werden soll. Damit sind
auch die Grenzen für diesen guten Willen gesetzt, nämlich dass die
grundlegenden Strukturen der polischen Ordnung, die diese Schäden
verursacht, die nicht angetastet werden dürfen. Deswegen gibt es seit
Ewigkeiten die Appelle an das Gemeinwohl.
Ich finde es besser, wenn der Schaden gar nicht erst entsteht. Immer
dann, wenn an die Moral appeliert wird, kann ich mir sicher sein,
dass da ein Schaden ist, der durch gegensätzliche Interessen
verursacht wird, von denen ein Interesse sich mit Macht durchsetzt.
Dementsprechend ist die politische Lösung nur, die Entfernung der der
Interessensgegensätze, sofern die materiellen Grundlagen daür gegeben
sind.
Zu Kant: Man kann keinen Standpunkt ausserhalb sich selbst einnehmen,
wie er es forderte. Was bleibt sind Erklärungen und Argumente. Beides
kann man angreifen mit Kritik und sofern die Diskussionspartner nicht
einen moralischen Standpunkt einnehmen und keine gegensätzlichen
Interessen habe, wird auch Einigkeit erzielt oder man verbleibt
dabei, dass der Gegenstand noch weiter untersucht werden muss, weil
zu grosse Lücken im Wissen deutlich geworden sind.
> Als Gemeinwohl-Freak höre ich das natürlich nicht gerne, kann aber
> auch verstehen, wenn Gemeinwohl oft als Rhetorik der
> Besitzstandswahrung entlarvt wird und auch von den großen Ideologien
> missbraucht wurde.
> Nur: Was ist die Alternative zum Gemeinwohl? Wer ist zuständig, wenn
> nicht das Individuum? Oder lag Kant völlig falsch?
Ich halte von dem Begriff Gemeinwohl gar nichts. Nicht, weil ich
anderen Menschen Böses gönne - ganz im Gegenteil - sondern, weil
Gemeinwohl immer dann notwendig ist und dann nicht eingelöst wird,
wenn Menschen ein systematischer Schaden zugefügt wird. Diese Kritik
trifft so ziemliche auf alle Gesellschaftsysteme zu, die ihre Bürger
als Mittel zu einem blühenden Nationalstaat betrachten und
dementsprechend verwalten. Gemeinwohl setzt Schaden an Menschen
vorraus, der dann per gutem Willen repariert werden soll. Damit sind
auch die Grenzen für diesen guten Willen gesetzt, nämlich dass die
grundlegenden Strukturen der polischen Ordnung, die diese Schäden
verursacht, die nicht angetastet werden dürfen. Deswegen gibt es seit
Ewigkeiten die Appelle an das Gemeinwohl.
Ich finde es besser, wenn der Schaden gar nicht erst entsteht. Immer
dann, wenn an die Moral appeliert wird, kann ich mir sicher sein,
dass da ein Schaden ist, der durch gegensätzliche Interessen
verursacht wird, von denen ein Interesse sich mit Macht durchsetzt.
Dementsprechend ist die politische Lösung nur, die Entfernung der der
Interessensgegensätze, sofern die materiellen Grundlagen daür gegeben
sind.
Zu Kant: Man kann keinen Standpunkt ausserhalb sich selbst einnehmen,
wie er es forderte. Was bleibt sind Erklärungen und Argumente. Beides
kann man angreifen mit Kritik und sofern die Diskussionspartner nicht
einen moralischen Standpunkt einnehmen und keine gegensätzlichen
Interessen habe, wird auch Einigkeit erzielt oder man verbleibt
dabei, dass der Gegenstand noch weiter untersucht werden muss, weil
zu grosse Lücken im Wissen deutlich geworden sind.