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  • Klaus N

mehr als 1000 Beiträge seit 28.09.2004

Re: Grundsätzliche Finanzierungslösung

Sinerider schrieb am 23.01.2023 16:19:

Ja, das ist ja nun alles komplett falsch.

Nein. Es entspricht nur nicht deiner vorgefassten Meinung, was zur kognitiven Dissonanz führt.

1. Die Tatsache, dass sich große internationale Konzerne nicht illegal einer angemessenen Gewinnbesteuerung entziehen, heißt doch noch lange nicht, dass dieser Zustand hinnehmbar wäre. Hier ist doch der Vorschlag der OECD längst überfällig die Gewinne dort zu besteuern wo sie gemacht, also wo die Güter verkauft werden.

Du hast nicht wirklich definiert, was angemessen ist. Aber das wäre noch mal eine andere Diskussion.
Dann: Gewinne dort zu versteuern, wo die Endprodukte verkauft werden ist zwar eine Möglichkeit, aber es ist weder die einzige, noch die beste, noch die gerechteste. Übrigens wäre Deutschland als Exportland davon negativ betroffen. Im Falle der deutschen Pharmaindustrie, die 80% der Umsätze im Ausland macht, aber deren Forschungsaktivitäten hauptsächlich in Deutschland (und USA) stattfinden, könnte das sogar dazu führen, dass diese Unternehmen in Deutschland "negative" Steuern zahlen.

Wie genau ist "weitestgehend" definiert? Zitat:

" 62 Milliarden Dollar Gewinn hat Apple im vergangenen Jahr weltweit gemacht, es ist das wertvollste börsennotierte Unternehmen der Erde. In Deutschland aber gibt sich der Konzern ganz klein. Rund 25 Millionen Euro sind im vergangenen Jahr an den deutschen Fiskus geflossen, dazu die Umsatzsteuer."

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/recht-steuern/technologiekonzern-warum-zahlt-apple-so-wenig-steuern-15063714.html

Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Aber nicht sehr aussagekräftig. Welcher Anteil des Umsatzes, der Wertschöpfung, der Mitarbeiter entfällt auf Deutschland, welcher zB auf die USA oder China. Denk dran, die Aufteilung der Steuer nach Umsätzen ist noch nicht gültige Rechtslage.

"Das Volumen wird aber überschätzt" Auf welcher Basis erfolgt deine Vermutung?
Wer hat das tatsächliche Volumen der Steuerhinterziehung errechnet?

70 bis 150 Milliarden EU-weit laut dem "sozialistischen" Text, den ich Dir verlinkt hatte.
Und nochmal, das ist keine Steuerhinterziehung, sondern legale Steuergestaltung. Also nur durch Gesetzesänderungen zu korrigieren. Gibt's in Deutschland übrigens schon lange und nennt sich Gestaltungsmissbrauch.

2. Unternehmensgewinne, wenn diese ausgewiesen werden, dienen eben nicht zur Finanzierung von Investitionen. Die würden nämlich den Gewinn mindern, wenn auch nicht im ersten Jahr. Übrigens sind die Unternehmen in Deutschland Nettosparer geworden, die horten Geld. Da sind Investitionen nicht erkennbar.

https://www.kfw.de/%C3%9Cber-die-KfW/KfW-Research/Dossier-Investitionen.html#:~:text=Unternehmensinvestitionen,f%C3%BCr%2055%20%25%20der%20Investitionssumme%20verantwortlich.

Erst mal ein paar Zusammenhänge:
Investitionen müssen aus dem Cash Flow finanziert werden, oder durch Kredite. Die Abschreibungen landen nicht auf dem Bankkonto, damit kann man keine Maschine kaufen.

Ja, die Unternehmen sparen und das kann verschiedene Ursachen haben, und könnte potentiell auf verschiedenen Wegen gelöst werden: höhere Löhne, niedrigere Preise, höhere Dividenden, höhere Steuern, leichteren Zugang zu Krediten oder ein investitionsfreundlicheres Umfeld.

Andererseits, so riesig ist der Investitionsrückgang auch nicht, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass durch die Verlagerung von Nachfrage und Produktion ins Ausland die Investitionen dann eben dort anfallen und nicht in Deutschland.

"Und ausgeschüttete Gewinne dienen auch der Finanzierung von privaten Renten. "

Aussagen dieser Art sind ja nun der Hit geworden, nachdem man die Altersvorsorge den Privatinitiative der Arbeitnehmer überlassen hat.

Und deswegen stimmt es nicht? Man kann ja es durchaus für eine schlechte politische Entscheidung halten, aber davon wird es nicht unwahr.

Wir freuen uns, dass jährliche Einkünfte von 500 Millionen Euro (davon gibt es in Deutschland mindestens zwei Personen) gut gegen Altersarmut absichern. ;-)

Na, ich ärgere mich jedenfalls nicht darüber. Es ist ihr Geld, auch wenn sie es durch durch die genetische Lotterie bekommen hat, sie hat ihre Steuern darauf gezahlt, und sie twittert nicht.

3. Ja, ganz genau, wir können uns auf die Kapitalgesellschaften beschränken. Das wären dann 42 Milliarden im Jahr 2021 gewesen. Bei 128 Milliarden Gewinn (nach Steuern) alleine der DAX-Unternehmen. Dieser Beitrag ist für den Bundeshalt deutlich zu wenig.

Die DAX-Unternehmen erwirtschaften 80% ihres Umsatzes im Ausland:
https://www.pwc.de/de/kapitalmarktorientierte-unternehmen/pwc-dax-auslandsumsatzstudie-2018.pdf

Und da zahlen sie dann auch ihre Steuern, zumindest wenn sie dort Tochtergesellschaften haben.

"Deutsche Kapitalgesellschaften werden also mit am höchsten in der OECD belastet, und am höchsten in der EU."

Nochmal, wir drehen uns im Kreis: Die Steuerbelastung die auf dem Papier steht ist in Deutschland hoch. Nicht aber das was tatsächlich gezahlt wird.

Ja, wir drehen uns im Kreis, weil Du dich in Deinem Gerechtigkeitsempfinden eher auf's Gefühl verlässt und Tatsachen (Steuerstatistik, Besteuerungsort, VGR vs. Körperschaftssteuer) nicht wirklich zur Kenntnis nimmst.

"Der Grund dass andere Länder höhere Quoten haben liegt daran, dass dort Kapitalgesellschaften einen höheren Anteil an der wirtschaftlichen Aktivität haben. "

Ist das nachweisbar?

Erstmal nur anekdotisch aus eigener Berufstätigkeit im Ausland. Und solche Dinge wie die GmbH & Co.KG oder die KGaA (beides Personengesellschaften) sind ein typisches Konstrukt im deutschen Mittelstand, die es so im Rest Europas nicht so häufig gibt.

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