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  • mad_int

72 Beiträge seit 17.11.2011

Re: Aufforderung

Xyrus schrieb am 4. Februar 2016 11:51

> Kapitalismus ist zunächst mal "freier Handel". Ein Bauer und ein
> Töpfer treffen sich auf dem Markt. Man kommt zu gemeinsamer
> Vereinbarung, dass man einen Sack Kartoffeln gegen fünf Töpfe
> tauscht.

Kapitalismus ist nicht "freier Handel".
Merkantilismus (also im Sinne der Handelsideologie schlecht hin) war
höchstens eine Vorform des Kapitalismus. Ich habe noch keinen die
These vertreten hören, dass Merkantilismus eine Form des Kapitalismus
war. (Das muss jetzt nix heissen.)
Zumindest wird Geld erst zu Kapital, wenn man davon Arbeitskräfte
kaufen bzw. mieten/anstellen kann, vorher nicht. Es muss also einen
Arbeitsmarkt geben. Desswegen ist für mich Kapitalismus: ein
hauptsächlich auf Lohnarbeit basiertes System. (Also Feudalherren
konnten sich zwar ein Söldnerherr zusammenmieten, aber das ist zu
wenig Lohnarbeit insgesamt um das Kapitalismus zu nennen, von daher
Feudalismus.)

Die kapitalistische Standardideologie, wenn es gut läuft, ist für
mich Liberalismus in einer seiner verschiedenen Ausprägungen (z.B.
Laissez-faire Liberalismus, Neoliberalismus, Wohlfahrtsliberalismus,
Neoneoliberalismus.) "Gut laufen" im Sinne von die Regierung hat kein
Legitimitätsproblem und es gibt kein ernstzunehmende Bedrohung an der
Basis (z.B. keine kommunistischen Umtriebe).
Die kapitalistische Standardideologie, wenn es schlecht läuft, ist
für mich der Faschismus. Also es wird nach den starkem Mann gerufen
und die nationale Einheit gefordert, wobei subversive Elemente
aussortiert und unschädlich gemacht gehören.

Ansonsten kann man in regierungsnahen Kreisen und bei den
Geheimdiensten eine gewisse gemeinsame Ideologie unterstellen. So in
dem Sinne beim einen sorgt man sich um den Wohlstand, beim anderen um
die Sicherheit der Nation. D.h. bevorzugt weiterkommen sollten in
diesen Milieus Leute, die strukturell in Kategorien wie der Nation
denken, quasi Nationalisten. Gerade in Geheimdienstkreisen, die sich
den ganzen Tag mit Sicherheitsbedrohungen der Nation beschäftigen,
ist der Weg Richtung faschistischem Denken nicht mehr weit. Z.B. wenn
man Muslime erstmal als Bedrohung wahr nimmt, warum dann nicht deine
Glaubensgenossen von der NSU unterstützen?

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