Was teuer, schön und selten ist, wird gehegt, gepflegt und restauriert.
Der Rest findet die Schrottpresse bzw. die Abrissbirne.
Die großen Technikmuseen haben daher sogar ein Problem, die wirklich prägenden und authentischen Automobile ihrer Zeit aufzuspüren und auszustellen.
Wenn der Autor so bitterlich über die Investorenarchitektur weint, sollte er sich mal die verbliebenen Mietskasernen der vorherigen Jahrhundertwende anschauen. Die waren genauso hässlich. Stuck macht auch nicht zwangsläufig schön.
Einer der schönsten Gebäude der letzten 20 Jahre ist der Commerzbank-Tower. Ein echtes Meisterwerk.
Der Reichstag? Ein 08/15-Gebäude des Neoklassizimus. Ohne die Symbolik des Gebäudes hätte der Kasten auch schon die Birne spüren können. (Naja. Besonders beliebt war dieser Kasten schon zu seiner Bauzeit nicht.)
Aber ich muss dem Autor in einem Punkt durchaus recht geben: Die anderen Gebäude dort sind von ausgesuchter Hässlichkeit. Wie eigentlich (fast) überall in Berlin, stimmen die Proportionen und die Abstimmung des Gesamtensemble nicht. Zusammen mit den Touribooten auf der Spree hat das alles den Charme einer Geisterbahn.
Architektur ist ein Handwerk, manchmal eine Wissenschaft und immer eine Kunst.
Und gerade mit dem Aspekt Kunst ist das halt immer so eine Sache.
Weder sind künstlerische Fähigkeiten jedem in die Wiege gelegt, noch ist der Zeitgeist und dessen Geschmack konstant.
Bei der moderen "Investorenarchitektur" ist nach meinem empfinden weniger das einzelne Gebäude ein Problem, sondern das geistlose Kopieren des immer gleichen Entwurfs. Quasi der Plattenbau des 21. Jahrhunderts.