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  • dremolator

mehr als 1000 Beiträge seit 30.12.2015

Behauptung und Methodik

Studie: Mehrheit in Deutschland sieht Zuwanderung als Bereicherung

Das ist die Behauptung. Wer seinen Artikel unter diese Ueberschrift stellt, sollte auf das Belegen genau dieses Punktes seinen Gehirnschmalz verwenden. Stattdessen passiert Folgendes:

Folgende Stichprobe wird aufgezaehlt:

2.720 Personen ohne Migrationshintergrund,
1.438 Spät-/Aussiedler und Spät-/Aussiedlerinnen,
1.479 Türkeistämmige,
1.532 Zuwanderer und Zuwanderinnen aus einem EU-Land
1.760 Personen mit einem Migrationshintergrund aus der "übrigen Welt"

Die allererste Frage die sofort auftritt ist natuerlich genau die nach dieser sehr speziellen Zusammensetzung, wenn denn doch eine "Mehrheit in Deutschland" das behaupten soll. Macht das ein AfD-Politiker wie Bystron, wird das als irgendwie suspekt dargestellt. Der muss aber gar nichts beweisen, er stellt nur die erste offensichtliche Frage. Nach einem Versprechen ueber irgendwie spaeter im Artikel folgende Informationen zu Bystrons Punkt geht es unmittelbar mit dem folgenden seltsamen Absatz weiter:

Für den Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) ist die vorgenommene Zusammensetzung der Befragten wichtig, da man dort von einer "Einwanderungsgesellschaft" spricht, was nicht dem Deutschland-Bild der AfD entspricht.

Für den SVR ist es ein Alleinstellungsmerkmal, dass beim Integrationsbarometer Sichtweisen mehrerer Seiten - der "Herkunftsdeutschen", wie sie die Welt nennt, sowie Deutscher mit Migrationshintergrund, wie auch anderer Zugewanderter und diesmal auch von Flüchtlingen nachgefragt werden.

Es ist voellig wurscht, was einer Lobbyvereinigung "wichtig" ist, von was man "dort spricht", welches "Alleinstellungsmerkmal" die Untersuchung hat oder welches "Deutschland-Bild" eine Partei besitzt. Zu beweisen war die Aussage "Mehrheit in Deutschland". Die Formulierung ist aber eigentlich schon verraeterisch, weil es speziell der letzten Gruppe der Stichprobe ueberhaupt eine Legitimation zur Frage gibt, die sie gar nicht hat. Keine deutschen Staatsbuerger, keine oder aus Rechtsbeugung des Asyl- und anderen -Rechts abgeleitete Ansprueche des Hierseins. Ja die sind in Deutschland. Schlimm genug! Diese Leute jetzt ueber demagogische Formulierungen zur "Mehrheit in Deutschland" in einer Frage hinzuzuschlagen, die genau dieses ihr Hiersein in Frage stellt - das ist schon hohe Schule! Fragen wir doch gleich ihre Familien in Nigeria.

Es bleibt die Frage der Methodik. Dazu findet sich folgender duerrer Satz im Artikel:

Laut des 55-seitigen Methodenberichts wurde einiger Aufwand betrieben, damit die Stichprobe den vorgegeben Kriterien entspricht und auf Bundesebene als repräsentativ gültig ist.

Ich habe mir den Wichtungsabsatz angesehen (und bei der Erwaehnung der verwendung unerklaerter wieder woanders bezogener Methodiken aufgehoert). Nichttrivial, aber nicht ueberzeugend. Keine ueberzeugende Hochrechnung der Stichprobe auf die Gesamtbevoelkerung - und nur darum geht es. Das wuerde ich schon von einem solchen Artikel wie dem von Herrn Pany erwarten.

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