Die Argumentation ist schlüssig und nachvollziehbar und Leuten, die sich auch nur ein wenig mit deutscher Sprache auskennen, ist es schon immer bekannt gewesen, dass der grammatikalische Genus nichts mit dem sexus zu tun hat.
Dennoch hilft das alles nichts, denn Sprache definiert sich daraus, was die Gesellschaft mehrheitlich sprechen will oder glaubt sprechen zu müssen.
Und da bekanntermaßen die lautesten Gruppen die Schwarmintelligenz und den Zeitgeist am meisten beeinflussen, gibt es kein Entrinnen mehr: der point of no return ist längst erreicht worden: staatliche Stellen schreiben das Gendern de facto vor: Wer mal einen Förderantrag beim BMG gestellt hat und den nicht von oben nach unten dreifach durchgegendert und in jedem Wort mindesten zwei Sternchen eingepflanzt hat, weiß, dass so ein Antrag als erstes in die Papiertonne geklopft wird.
Die Wirtschaft und das Marketing, die ja das beste Gespür dafür haben, was sich gerade am besten verkaufen lässt, sind schon längst auf den Genderzug aufgesprungen.
Und last but not least gendern die meisten großen Tages- und Wochenzeitungen.
Sogar die BILD-Zeitung hat seit neuestem entdeckt, dass man in den Texten schön alle Sexus durchdeklinieren muss, damit der indifferente Leser von der Baustelle nicht etwa auf die Idee kommt, dass es nur männliche Bürger oder Sportler oder Forscher gibt.
Der Genderzug ist abgefahren und er wird sich nicht aufhalten lassen, weil der Punkt mittlerweile erreicht wurde, an dem man bereits die normative Erwartung der Gesellschaft im Nacken spürt, es tun zu müssen, will man nicht als frauenverachtender Rüpel einer aussterbenden Boomer-Dino-Generation verachtet werden.
Man kann das aus sprachwissenschaftlicher Sicht zwar bedauern, aber es fehlt die kritische Masse an Empörten, die sich dafür einsetzen würden.
C’est la vie...