Vilontyn schrieb am 06.09.2023 10:46:
Die Sprache allein vom Standpunkt det Linguistik zu betrachten scheint mir fragwürdig.
Ich sehe das alles andere als fragwürdig. Die Linguistik ist für mich maßgebend.
Sprache entwickelt sich im gesellschaftlichen Zusammenhang. Die heutige Sprache hat sich über Jahrhunderte im Patriarchat entwickelt. Dem scheint der Autor keinerlei Bedeutung beizumessen.
Das stimmt so ganz und gar nicht. Ich verweise auf folgenden Absatz im Artikel:
Das generische Maskulinum ist neutral
Ein Kernpunkt der Debatte ist zweifellos, dass ohne entsprechenden Kontext nur die Movierung – das sogenannte Femininum – spezifisch ist. Das Maskulinum bezeichnet nur Männer dann, wenn es aus dem Kontext heraus tatsächlich diese Aufgabe übernehmen muss, bleibt sonst aber neutral. Es ist damit das genderneutrale Standardgenus.Dass das Standardgenus als sogenanntes Maskulinum männliche Assoziationen hervorrufen kann, ignoriert Meineke nicht. Das Erkennen dieses Trugschlusses erfordere aber nur geringen intellektuellen Aufwand, der mündigen Bürgern zuzumuten sei.
Allerdings sei dieser naheliegende Trugschluss in den letzten fünfzig Jahren von den Fürsprechern der feministischen Linguistuik gefördert worden, sodass das Missverständnis ‚Maskulinum=männlich’ immer selbstverständlicher als naheliegend korrekt erscheine.
Die Bedeutung des Patriarchats ist in der Sprache meines Erachtens völlig unerheblich, wenn man verstanden hat (und es auch verstehen will!), dass das generische Maskulinum eben eine rein grammatikalische Form darstellt. (Siehe dazu den letzten Absatz des obigen Zitats aus dem Artikel.)
Richtig ist, dass Sprache einer ständigen Weiterentwicklung ausgesetzt ist und sich dadurch peu à peu verändert. Dies ist ein natürlicher Vorgang. Wenn aber eine kleine Gruppe meint, sie müsse aufgrund einer Ideologie dem Rest der deutschsprachigen Menschen eine in ihrem Sinne erdachte und völlig unausgegorene Veränderung aufzwingen, dann hat das nicht mehr das geringste mit einer natürlichen Weiterentwicklung von Sprache zu tun.