Der Journalist führt kein Gespräch mit dem Interviewten, er arbeitet eine Liste von vorformulierten Fragen ab. Das habe ich nun schon seit Langem beim Deutschlandfunk beobachtet. Das Verfahren bietet für die Journalist*innen natürlich unschätzbare Vorteile. Insbesondere kommen sie nicht in die Gefahr, sich im Gespräch auf irgendetwas einzulassen, was ihnen ihrerseits im Anschluss vorgeworfen werden könnte. Was dabei natürlich nicht entstehen kann, ist ein Gespräch. Auch können Sachverhalte nicht wirklich aufgeklärt werden, denn der Journalist fragt nicht nach. Wenn etwas in seinen Augen unklar bleibt, kann er es anschließend in seinem Artikel beliebig ausschlachten. Als Interviewter würde ich mir sehr genau überlegen, mich auf so ein Gesprächsformat einzulassen. Mitunter werden die auf solche Art geführten Interviews auch unfreiwillig komisch, da z.B. Fragen gestellt werden, die der Interviewte etwas weiter ausholend schon beantwortet hatte, die sich aber auf der Liste befinden und darum auch abgearbeitet werden müssen. Es gibt da einige Quellen unfreiwillig in Kauf genommener Komik. Insgesamt ist es ein Indiz dafür, wie sehr der öffentlich-rechtliche Rundfunk und generell die MSM inzwischen auf den Hund gekommen sind.