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  • Cosmic Redshift

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Re: Wo wandert die noch notwendige Arbeit hin?

Franky55 schrieb am 03.08.2023 05:47:

Europa verfällt in eine industrielle Depression und wirtschaftliche Austerität, da die Stahlindustrie und andere führende Sektoren veranlasst werden, zusammen mit europäischen Fachkräften in die Vereinigten Staaten auszuwandern.

als späte Gegenbewegung der USA (u.a. inflation reduction act) zu dem, was vorher passiert ist:

Aber die Vereinigten Staaten haben sich deindustrialisiert und sich mit ihren Produkten von asiatischen und anderen Ländern abhängig gemacht, anstatt sie von den USA abhängig zu machen.

Offensichtlich sieht es unter den derzeit gegebenen Bedingungen dort besser aus, wo (noch) gearbeitet und gewinnbringend exportiert wird.
Sind da bei gleichzeitiger Erhöhung 1) der Produktivität und 2) der Weltbevölkerung nicht zunehmende Spannungen vorprogrammiert?

Andererseits haben wir den paradoxen Effekt, dass z.B. auch in Deutschland noch ein riesiger Bedarf an zu erledigender Arbeit vorhanden ist, aber nicht ausgeführt wird.
Wie anders sind lange Wartezeiten z.B. bei Ärzten zu erklären?
Oder der zunehmende Druck und Stress im Arbeitsleben, weil überall Personal "fehlt"?
Es will oder kann wohl keiner die vorhandene Arbeit bezahlen.
Woran liegt das?
Arbeit ist ein Kostenfaktor. Und die Leidensfähigkeit der "Kunden" ist eine Ertragsgröße im Unternehmen. Profitmaximierung reduziert die zu bezahlende Arbeit und erzeugt Produkte und Dienstleistuhgen, die sich mit minimalem Aufwand gewinnbringend verkaufen lassen. Als bremsend/gegensteuernd wirken hier:
1) Der Arbeiter ist auch der Konsument. Der Nicht-Arbeiter aber kann weniger oder nicht mehr konsumieren bzw. drückt den Preis -> der Absatz und/oder der Ertrag sinken.
2) Wenn man es z.B. auch auf Kosten von Terminen und Qualität mit der Profitmaximierung übertreibt, dann springen die Kunden ab - es sei denn es gibt keine Alternativen/Konkurrenz.

Das ist nur eine Zustandsbeschreibung. Lösungen würde ich eigentlich von den ganzen Wirtschafts- und Finanzwissenschaftlern und -Experten und Politikern erwarten. Wozu sind die da, wenn es trotzdem offensichtlich derzeit in die falsche Richtung läuft? ("Macht ein im Wald umfallender Baum ein Geräusch, wenn niemand da ist, der es hören kann?")

Das hast du schön zusammen gefasst. Ein weiterer Aspekt ist der Faktor, dass ausgelagerte Produktion jetzt zurück zu kommen scheint
(ob nach EU oder US da sind die ganz flexibel).
Es kommt als Giga-Robot Lights-Out-FAB zurück. D.h. hoch automatisierte Mega-Werke. Nur zur Errichtung entstehen Arbeitsplätze, aber nachher läuft das vollautomatisch. Dazu muss man aber fleißig Subventionieren und Steuervergünstigungen locker machen. Es braucht Fläche, Energie, Wasser, Infrastruktur und bringt der Region nichts. Außer langfristig vielleicht ein paar Arbeitslose mehr und Umweltverschmutzung.
Es braucht eine Roboter-Steuer, um die entstandenen sozialen Probleme zu finanzieren.
Und es kann nicht sein, dass Absatz, Produktion und Buchhaltung an unterschiedlichen Standorten passieren.

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