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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Demos

Es ist offensichtlich gar nicht schlecht, dass der Autor zurzeit in Berlin festsitzt. Der Abstand zu der Weltzone, die er üblicherweise bereist und in der er einen beträchtlichen Teil seines Lebens verbringt, öffnet den Blick für grössere Zusammenhänge.

Dass der Westen, das Imperium in fast allen Weltgegenden einen negativen Einfluss auf die lokale Entwicklung hat, ist gerade auch am asiatischen Beispiel nicht schwer aufzuzeigen. Und wie auch Kolonko schreibt - das heisst nicht, dass man die Lokalen exkulpiert. Es ist einfach so, dass es Gutmeinenden, Kreativen schwer bis unmöglich gemacht wird, sich durchzusetzen, wohingegen diktatorisch Gesinnte, Machtusurpatoren für ihr Tun noch belohnt werden, weil es einfacher ist, einen Staat vermittels einer Einzelperson in der gewünschten Richtung zu beeinflussen.

Wie der Autor antönt, sind es nicht nur die zwischenstaatlichen Beziehungen, Interessenlagen, die die Entwicklung immer wieder in unheilvolle Bahnen lenken. Es gibt auch scheinbar unpolitische Institutionen wie Weltbank und Währungsfond, die mit ihrem Einfluss das Feld fürs Imperium vorbereiten, dessen, in diesen Fällen, ökonomische Ideologie durchsetzen. De facto ist auch die UNO und alle ihre Unterorganisationen in unterschiedlichem Umfang gefangen im westlichen Spinnennetz und arbeiten in den seltensten Fällen im Interesse der Dritten Welt, wie es auf dem Papier durchaus vorgesehen wäre.

Fragwürdig ist die unkritische Übernahme des politischen Dualismus Demokratie - Diktatur. Die Beispiele eines monumentalen Versagens der Demokratie nach bürgerlichem Ritus sind mittlerweile Legion, nicht nur in der Dritten Welt. Demokratie ist weitgehend eine leere Hülle, die man mit jeder Menge Formalia ausstopft. Reale Macht verleiht sie den allermeisten Bewohnern eines sogenannt demokratischen Landes nicht. So gibt es für die usa Untersuchungen, die schlüssig nachweisen, dass über 90 Prozent der Bevölkerung nicht den geringsten Einfluss auf die wesentlichen politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen haben.

In armen Ländern ist es leicht, Stimmen zu kaufen. In den Parteien sammeln sich die Gierigsten, denn sie wissen, dass der politische Aufstieg, den sie ermöglichen unter glücklichen Umständen zu Geld und Einfluss führt, was ausserhalb der Partei nahezu gänzlich unmöglich ist. Gerade werden uns Beispiele aus der Union vorgeführt, wie Parteien auch in einem reichen Land wie Deutschland zu Einkommensgeneratoren umfunktioniert werden können. Die Vermittlung politischer Macht über Parteien ist überall bestenfalls eingeschränkt funktional.

Es ist höchste Zeit, sich neuerlich darüber Gedanken zu machen und sich nicht von den politischen Traditionalisten von eigenständigem Denken, Weiterdenken abhalten zu lassen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (13.03.2021 16:14).

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