Ich kann dem Autor nicht zustimmen, dass das Armutsproblem in Indien besser gelöst worden wäre, wenn das Land in ähnlichem Umfang wie China westliche Investitionen erhalten hätte. Sowohl der jetzigen Regierung als auch der vorherigen, deren Praxis stärker westlichem Demokratieverständnis entsprach, fehl(t)en sowohl der Willen als auch die Kraft, sich externem neoliberalen Druck zu widersetzen.
Während der „turbokapitalistischen“ Phase in China waren zwar ähnliche Tendenzen zu beobachteten, jedoch begann vor etwa zehn Jahren eine grundlegende Korrektur, die Wolfram Elsner in seinem Werk „Das chinesische Jahrhundert“ treffend beschrieben hat.
Die gravierenden Einkommensunterschiede in China beruhen im Übrigen vornehmlich auf regionalen Unterschieden, bedingt durch die fast ausschließliche Entwicklung der Küstenregionen während der intensiven Wachstumsphase. In Indien sind sie dagegen überall im Land in ähnlichem Umfang präsent, d.h. sie betreffen eher die Differenz zwischen wohlhabenden und armen Privathaushalten.