Re: Viele westlichen Demokratien befinden sich im Niedergang

Iuppitter schrieb am 13.03.2021 14:29:

Manchmal frage ich mich, ob Demokratie nicht ähnlich utopisch und weltfremd ist wie Sozialismus. Die reine Lehre setzt bei beidem Eigenschaften und Fähigkeiten bei der Mehrheit der Menschen voraus, die in der Realität aber nur bei einer Minderheit erfüllt sind.
Normalerweise setzt sich das Bessere gegenüber dem weniger Guten durch. Wenn Demokratie so gut sein soll: Warum hat sie sich auch mehr als 2000 Jahre nach den ersten nachweisbaren Anfängen nie durchgesetzt?

Vielleicht weil die Entwicklung von Gesellschaften in Zyklen verläuft.
Ende des 19 Jahrhunderts herrschten in Europa noch Monarchen - man könnte sagen die Vorgänger der Autokraten heute. Die Monarchien waren aber erstarrt und unfähig und schlitterten in den 1. Weltkrieg und wurden hinweggefegt. So konnten einige Demokratien entstehen die sich jahrzehntelang sehr gut bewährt haben und das teilweise immer noch tun - siehe Skandinavien, Schweiz. Allerding treten in Demokratien mit der Zeit auch Schwächen zu tage, weil vielerorts die Weiterentwicklung vernachlässigt wurde. Deshalb erscheinen jetzt in manchen direkten Vergleichen die Autarkien vielen Beobachtern nicht mehr so ganz im Hintertreffen, zumal die Autokraten viel dazugelernt haben die neuen Technoligien machtbewußt einzusetzen. Man hat schlicht die Brutalitäten und Dummheiten eines Stalin, Hitler, Mao, Pinochet, Pol Pot etc. wohl schon wieder vergessen und man unterschätzt die Gefahr dass solche Typen in autokratischen Staaten wieder ans Ruder kommen könnten.
Die Demokratien haben sich auf Ihren Lorbeeren ausgeruht und vielerorts wurde zugelassen, dass die Politik nicht mehr das Gemeinwohl aller verfolgte, sondern sich stattdessen dem um sich greifenden Lobbyismus ergab.
Der Vergleich führt auch in die Irre, wenn man nur die Protagonisten USA und China vergleicht. In der Momentaufnahme scheint hier China wirtschaftlich und technologisch aufgeschlossen zu haben.
Aber bei genauerer Analyse gibt es auf beiden Seiten große Probleme:
Armut: 200 Mio Wanderarbeiter in China und 40 Mio Foodstamp-Empfänger in den USA.
In etwa also derselbe prozentuale Anteil.
Enorme Gefälle zwischen den reichen und armen Regionen.
Umweltverschmutzung: China große Teile der Landwirtsschaftsflächen sind verseucht, USA nimmt ebenfalls diverse Umweltschädigungen in Kauf( Fracking, Deep Horizon-Havarie etc.) Die Zahl und der Reichtum der Milliardäre steigt schneller als das Vermögen der Mittelschicht und die Unterschicht ist gänzlich ohne Vermögen.