Die Kritik an staatlicher Repression in Südkorea allgemein und Missbrauch von Pandemie-Präventionsmassnahmen im Besonderen ist sicher mehr als gerechtfertigt. Das diktatoriale Mindsetting im Land ist bei Vielen ganz offenbar nach wie vor nicht überwunden.
Problematisch ist jedoch die thematische Vermischung mit einer Netflix-Serie, die sich nahtlos anschliesst an manche andere cineastische Produkte aus Südkorea, in denen ein auffallend hohes Mass an graphischer Gewaltdarstellung mit oft sadistischen Untertönen vorherrscht. Folterszenen sind nicht selten. Wie auch bei der beschriebenen, unglückseligerweise weltweit erfolgreichen Serie wird dabei die Möglichkeit eröffnet, sich mit den Aggressoren zu identifizieren, eine Problematik, die z. B. auch in vielen pseudokritischen Mafiafilmen anderer Provenienz auftritt. Allgemein steht die graphische Darstellung von Gewalt in der Gefahr ins Pornographische zu kippen. Das ist bei extrem menschenverachtenden Praktiken wie Folter besonders prekär. Der einzige mir bekannte Film, der das systematisch unterläuft ist Pier Paolo Pasolinis 'Salò o le 120 giornate di Sodoma', in dem die Inszenierung Täteridentifikation gründlich verunmöglicht, was bei Vorführungen immer wieder dazu führt, dass Zuschauende den Saal verlassen.
Sicher ist der Inhalt der südkoreanischen Netflix-Serie symptomatisch für das Ursprungsland, deutet auf ein hohes Aggressionspotential in der Bevölkerung und psychisch belastende Missstände. Gerade deswegen ist es kontraproduktiv, solche Inhalte, wie es hier geschieht de facto zu bewerben. Es besteht eine Art Ansteckungsgefahr.