Pnyx (1) schrieb am 04.11.2021 14:35:
Problematisch ist jedoch die thematische Vermischung mit einer Netflix-Serie, die sich nahtlos anschliesst an manche andere cineastische Produkte aus Südkorea, in denen ein auffallend hohes Mass an graphischer Gewaltdarstellung mit oft sadistischen Untertönen vorherrscht. Folterszenen sind nicht selten.
Das mögen typische Stilmittel des koreanischen Films sein, aber "Squid Game" passt sehr wohl zu dem Thema, denn die Hinweise in der Serie (u.a. zur erwähnten Streikniederschlagung) sind unübersehbar.
Wie auch bei der beschriebenen, unglückseligerweise weltweit erfolgreichen Serie wird dabei die Möglichkeit eröffnet, sich mit den Aggressoren zu identifizieren, eine Problematik, die z. B. auch in vielen pseudokritischen Mafiafilmen anderer Provenienz auftritt.
Keine Ahnung, wie Du darauf kommst. Hast Du die Serie komplett gesehen, oder kennst Du sie nur vom Hörensagen? Die Handlanger (inkl. des Frontmans) taugen sicher nicht als Identifikationsfiguren und der eigentliche Antagonist wird am Ende in seinem Weltbild widerlegt. Der Protagonist zeigt zwar menschliche Schwächen, tritt aber nicht als Aggressor auf. Parallelen zu z.B. den "Sopranos" kann ich beim besten Willen nicht erkennen.
Sicher ist der Inhalt der südkoreanischen Netflix-Serie symptomatisch für das Ursprungsland, deutet auf ein hohes Aggressionspotential in der Bevölkerung und psychisch belastende Missstände. Gerade deswegen ist es kontraproduktiv, solche Inhalte, wie es hier geschieht de facto zu bewerben. Es besteht eine Art Ansteckungsgefahr.
Richtig ist, dass es sich um reine Erwachsenenunterhaltung handelt, die möglichst von Kindern und Jugendlichen ferngehalten werden muss. Als "ätzenden Kommentar" zur koreanischen Lebenswirklichkeit (und nicht nur dort) und mithin auch als Spiegel für die Zuschauer, halte sich die Serie durchaus für künstlerisch wertvoll. Fesselnd war sie allemal.
Flinx