ichwersonst schrieb am 17. Januar 2003 12:12
> ... den Zusammenhang zwischen Armut und Fettleibigkeit kann ich nicht
> nachvollziehen.
>
> Wenn ich Arm bin, mag mein Essen qualitativ schlechter sein, aber
> deswegen muß ich doch nicht Unmengen davon in mich hineinstopfen -
> das ist nun wirklich eine Frage des Wollens.
>
> Als ich meine miesen Zeiten hatte, habe ich merklich abgenommen, und
> nicht zugelegt und obwohl sich mein Essverhalten stark an FastFood
> und Dosenfraß orientiert habe ich trotzdem kein Übergewicht.
>
> Also das kann es nicht sein.
" (...) Randschichtsangehörige tendieren zu weiteren ungesunden
Ver?haltensweisen. Sie bevorzugen es, bei geschlossem Fenster zu
schlafen. Sie verbringen ihre Freizeit eher in geschlossenen Räumen
als im Freien und vermeiden unnötige Bewegung. Per?sonen höherer
Sozialschichten bevorzugen dagegen ein bewußt “gesünderes” Verhalten
und können auf Grund dessen auch eine höhere
“Gesundheitszufriedenheit” realisieren.
Gesundheitsaufklärung
Dem unterschiedlichen Gesundheitsempfinden und -verhalten entspricht
eine unterschiedliche Inanspruchnahme von Ärzten. In der Unterschicht
geht man häufig zum Arzt, weil man sich krank fühlt. Alle Beschwerden
und Leiden werden somatisiert. In den oberen Schichten ist
demgegenüber eine geringere Häufig?keit von Arztbesuchen
feststellbar, dafür eine bedeutend höhere Inanspruchnahme von
Vorsorgeuntersuchungen und prophy?laktischen Gesundheitsmaßnahmen.
Man kann somit eine gegenseitige Verstärkung und Abhängigkeit von
sozialer Benachteiligung und gesundheitsminderndem Ver?halten
herstellen. Aufgrund ökonomischer Zwänge, rigider Gruppennormen (z.B.
Alkohol, Freizeitverhalten) oder der Wohnsituation (fehlende Duschen
und Bäder) werden Körper?pflegemaßnahmen behindert und ungesunde
Hygienegewohnhei?ten verfestigt. Ein solches Gesundheitsverhalten
geht nach bis?herigen Erkenntnissen mit einem schlechteren
Gesundheitssta?tus einher (Heindl und Kellner 1997, S. 143).
Die Betonung des Lebensstils führt konsequenterweise zur
Ge?sundheitsaufklärung als einer Strategie vorbeugender Arbeit.
Ge?sundheitsaufklärung allein, die an Selbstkontrolle,
Selbstdisziplin und Willensstärke appelliert, reicht jedoch
insbesondere bei den sozial Benachteiligten nicht aus. Denn
Gesundheitsverhalten beispielsweise ist in bezug auf diese Gruppen
nicht nur eine Sa?che des Wissens, der Selbstkontrolle, sondern auch
der finan?ziel?len Basis. Der Spielraum für die “gesündere”
Lebensweise ist vergleichsweise gering. Auf die ungesunderen
Lebensgewohnhei?ten (Rauchen, Süßigkeiten, passives
Freizeitverhalten) zu verzich?ten, heißt für diese Gruppen dann auch
meist Selbstbeschrän?kung, ohne einen Ausgleich, eine
Kompensationsmöglichkeit oder gar eine bessere Lebensmöglichkeit zur
Verfügung zu haben.
Wer wohlhabend ist, hat ganz andere Spielräume, sich gesund zu
ernähren, eine gesundheitsförderliche Lebensgestaltung zu entwickeln,
muß sich deshalb im Prinzip nicht einschränken oder disziplinieren.
Wem mehr Geld zur Verfügung steht, kann sich nicht nur eher die meist
teureren gesunderen und auch ge?nußvolleren Nahrungsmittel - in zudem
angenehmer Umgebung - leisten, muß deshalb nicht Verzicht leisten,
sondern sich ledig?lich in bestimmter Weise umstellen. (...)"
aus:
http://www.sozialarbeitspsychologie.de/armg1w.htm#_Toc471824596
Greetz,
Wednesday
> ... den Zusammenhang zwischen Armut und Fettleibigkeit kann ich nicht
> nachvollziehen.
>
> Wenn ich Arm bin, mag mein Essen qualitativ schlechter sein, aber
> deswegen muß ich doch nicht Unmengen davon in mich hineinstopfen -
> das ist nun wirklich eine Frage des Wollens.
>
> Als ich meine miesen Zeiten hatte, habe ich merklich abgenommen, und
> nicht zugelegt und obwohl sich mein Essverhalten stark an FastFood
> und Dosenfraß orientiert habe ich trotzdem kein Übergewicht.
>
> Also das kann es nicht sein.
" (...) Randschichtsangehörige tendieren zu weiteren ungesunden
Ver?haltensweisen. Sie bevorzugen es, bei geschlossem Fenster zu
schlafen. Sie verbringen ihre Freizeit eher in geschlossenen Räumen
als im Freien und vermeiden unnötige Bewegung. Per?sonen höherer
Sozialschichten bevorzugen dagegen ein bewußt “gesünderes” Verhalten
und können auf Grund dessen auch eine höhere
“Gesundheitszufriedenheit” realisieren.
Gesundheitsaufklärung
Dem unterschiedlichen Gesundheitsempfinden und -verhalten entspricht
eine unterschiedliche Inanspruchnahme von Ärzten. In der Unterschicht
geht man häufig zum Arzt, weil man sich krank fühlt. Alle Beschwerden
und Leiden werden somatisiert. In den oberen Schichten ist
demgegenüber eine geringere Häufig?keit von Arztbesuchen
feststellbar, dafür eine bedeutend höhere Inanspruchnahme von
Vorsorgeuntersuchungen und prophy?laktischen Gesundheitsmaßnahmen.
Man kann somit eine gegenseitige Verstärkung und Abhängigkeit von
sozialer Benachteiligung und gesundheitsminderndem Ver?halten
herstellen. Aufgrund ökonomischer Zwänge, rigider Gruppennormen (z.B.
Alkohol, Freizeitverhalten) oder der Wohnsituation (fehlende Duschen
und Bäder) werden Körper?pflegemaßnahmen behindert und ungesunde
Hygienegewohnhei?ten verfestigt. Ein solches Gesundheitsverhalten
geht nach bis?herigen Erkenntnissen mit einem schlechteren
Gesundheitssta?tus einher (Heindl und Kellner 1997, S. 143).
Die Betonung des Lebensstils führt konsequenterweise zur
Ge?sundheitsaufklärung als einer Strategie vorbeugender Arbeit.
Ge?sundheitsaufklärung allein, die an Selbstkontrolle,
Selbstdisziplin und Willensstärke appelliert, reicht jedoch
insbesondere bei den sozial Benachteiligten nicht aus. Denn
Gesundheitsverhalten beispielsweise ist in bezug auf diese Gruppen
nicht nur eine Sa?che des Wissens, der Selbstkontrolle, sondern auch
der finan?ziel?len Basis. Der Spielraum für die “gesündere”
Lebensweise ist vergleichsweise gering. Auf die ungesunderen
Lebensgewohnhei?ten (Rauchen, Süßigkeiten, passives
Freizeitverhalten) zu verzich?ten, heißt für diese Gruppen dann auch
meist Selbstbeschrän?kung, ohne einen Ausgleich, eine
Kompensationsmöglichkeit oder gar eine bessere Lebensmöglichkeit zur
Verfügung zu haben.
Wer wohlhabend ist, hat ganz andere Spielräume, sich gesund zu
ernähren, eine gesundheitsförderliche Lebensgestaltung zu entwickeln,
muß sich deshalb im Prinzip nicht einschränken oder disziplinieren.
Wem mehr Geld zur Verfügung steht, kann sich nicht nur eher die meist
teureren gesunderen und auch ge?nußvolleren Nahrungsmittel - in zudem
angenehmer Umgebung - leisten, muß deshalb nicht Verzicht leisten,
sondern sich ledig?lich in bestimmter Weise umstellen. (...)"
aus:
http://www.sozialarbeitspsychologie.de/armg1w.htm#_Toc471824596
Greetz,
Wednesday