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  • Fizzlefritz

673 Beiträge seit 08.09.2023

Re: Bildung als langfristiges Mittel gegen Extremismus und Populismus

Livius schrieb am 29.05.2024 19:30:

Um rechtsradikale Ansichten - aber auch andere extreme Meinungen - dauerhaft zu überwinden, halte ich eine bessere Bildung der Bevölkerung für nötig. Hier sind vor allem Schulen, Universitäten, Medien und Kulturschaffende gefordert.

Dabei kommt es allerdings in hohem Maße auf die Art und Weise an, wie Bildung vermittelt wird. Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, den Ansatz der Aufklärungsphilosophie des 18. Jh. aufzugreifen. Demnach sollten die Menschen in die Lage versetzt werden, sich auf der Grundlage von Fakten eine eigene Meinung bilden zu können. Auch halte ich es für wichtig, dass bereits Schülern eigenständiges, methodisches Lernen beigebracht wird.

Ja, eine Mehrheit echter liberaler "Freidenker" könnte tatsächlich helfen, allerdings sehe ich das größere Problem eher in der um sich greifenden Polarisation und Hysterie - auf beiden Seiten der Diskussion. Wenn man sich nämlich die "Aufklärungsphilosophie des 18. Jh." wirklich zu Herzen nimmt, kommt man u.a. zu dem Schluss, dass z.B. Meinungs- und Redefreiheit nicht nur für die eigene, "gute" Seite gelten muss, sondern auch für die andere, deren Meinung einem missfällt, weil dieses freiheitliche Prinzip ansonsten völlig untergraben wird. Ist man dann auch noch so kühn, diese Freiheit eben auch für "die andere Seite" einzufordern (z.B. in Diskussionen um Zensur), ohne deren Meinung tatsächlich zu teilen, rutscht man sehr schnell in das Feindbildschema der fanatisch "Guten" und wird als vermeintlicher "Nazi" bekämpft.

Ebenso, wenn man sich auf der "Grundlage von Fakten eine eigene Meinung bildet". Dabei gelangt man mitunter zu Ansichten, die so ganz und gar nicht den Mainstream-Narrativen entsprechen, weil man sich das Puzzle eben nicht nur aus den durch Leitmedien selektierten Informationen zusammengesetzt hat, sondern vielleicht eben auch aus gut belegten Fakten über die (nicht selten offensichtlich aus taktischen Gründen) nur wenig bis gar nicht im Mainstream berichtet wurde.

Kurzum, viele Leute würden solche "aufgeklärten Freidenker" gar nicht erkennen, da sie m.E. eher dazu neigen in der "Mitte" zu landen und damit von Extremisten auf beiden Seiten in die "Feind-Schublade" gesteckt werden - m.E. eine Konsequenz aus der fortgeschrittenen gesellschaftlichen Polarisation.

Bildung und Aufklärung sind zwar wichtig, aber ich denke dass die Top-Priorität sein sollte, dass wir alle echt etwas mehr chillen: relaxen, Tee trinken, der anderen Seite zuhören, deren abweichende Meinung zumindest tolerieren und uns dann irgendwo in der Mitte treffen sollten. Sonst nimmt das irgendwann ein böses Ende. Die schwache Mitte ist m.E. derzeit das Hauptproblem. Es scheint vornehmlich fast nur zwei Extreme zu geben (vielleicht scheint das auch nur so, weil die so laut schreien), wobei eines davon derzeit der "Mainstream" ist - so zumindest der Eindruck. Ich finde es wäre für uns alle besser, wenn die "Mitte" wieder der Mainstream würde.

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