eigentlich eine erzählbare Geschichte zu dem ganzen Schlammassel? Durchaus, das gibt alles einen Sinn, wenn man davon ausgeht, dass es in diesem Krieg um eine Pipeline von Katar nach Europa ging, die die EU vom russischen Gas unabhängig machen würde und das vermutlich wesentlich billiger gewesen wäre als das russische. Diese Leitung musste durch Syrien gehen und Assad wollte diese nicht, sondern eine andere nach Osten. Deshalb musste Assad weg und der Westen war damit einverstanden, dass Erdogan mit seinen Terroristen Assad beseitigt, mit wiederum Katar als Geldgeber. Und, damals Saudi-Arabien, das zu dieser Zeit mit Katar gemeinsam agierte, das Zerwürfnis beider Länder ist jüngeren Datums. Es sind übrigens die saudisch finanzierten Terroristen, die derzeit gegen die türkischen den Kürzeren ziehen.
Russlands Eingreifen musste also gegen Erdogan gerichtet sein und anfangs war es das auch. Dann plötzlich der große Umschwenk: Erdogan entschuldigte sich für den Abschuss einer Su-25 und ab da waren beide dicke Freunde. Er hatte nämlich ein Bonbon: Russland durfte seine South-Stream, die aufgegeben werden musste, weil Bulgarien ausgestiegen war, über die Türkei bauen. Wenn es in diesem Krieg um Erdgas ging, dann hat Russland auf ganzer Linie gewonnen. Die Gasleitung nach Katar kommt nicht und Europas Süden bekommt Gas aus Russland.
Da waren die Westler natürlich stinksauer und das wiederum erklärt den Putsch gegen Erdogan. Auch zeitlich passend: Entschuldigung war am 27. Juni 2016, Putsch am 16. Juli. Der Putsch selbst war wahrscheinlich von Erdogan inszeniert, aber dass ein echter Putsch in der Luft lag, ist demnach wahrscheinlich.
Die unterwürfige Haltung des Westens gegen Erdogan ist der hilflose Versuch, ihn wieder auf die alte Linie zu bringen. Was scheitert. Außerdem ist es Erdogan gelungen, Europa mit Flüchtlingen zu erpressen, die er selbst produziert hat. Sechs Milliarden kassiert für deren Fernhaltung. Nicht schlecht.
Nun kann Putin Erdogan nicht hart anfassen, weil der ihm seine Pipeline verweigern kann. Deshalb auch diese nachgiebige Haltung in Idlib. Und Erdogan weiß, dass er beim Astana-Prozess völlig überflüssig wäre, wenn er keine Truppen und Terroristen mehr in Syrien hätte. Das erklärt den Nichtabzug der "Rebellen" aus Idlib. Er verspricht Putin den Abzug, tut aber nichts. Er kann sich das leisten.
Um das Maß voll zu machen regiert jetzt in Washington Donald Trump, der keinen Finger für die katarische Pipline krumm machen wird. Der will eigenes Gas verkaufen und genau deswegen ist sein Abzug aus Syrien Teil des Plans. Dann ist jede Hoffnung auf katarisches Gas Illusion und Unabhängigkeit vom russischen Gas gibt es nur mit amerikanischem. Schlimm für die Transatlantiker um Merkel, denen das alles gegen den Strich geht. Heiko Maas ist kaum im Amt und schon eine Person des Vorgestern. So schnell kann es gehen.
Gruß Artur