JoFranc schrieb am 09.12.2024 20:59:
Bei all Deinen differenzierten Ausführungen finde ich es unverantwortlich, dass Du nicht differenzierst zwischen Israel und der Regierung Netanyahu, der fast die Hälfte seiner eigenen Bevölkerung gegen sich aufgebracht hat und nicht zuletzt wegen seiner Kriegspolitik und trotz der Ereignisse am 7. Oktober im eigenen Land politisch massiv unter Beschuss steht.
Dennoch haben die Israelis sehenden Auges genügend Extremisten in die Knesseth gewählt, dass diese Politik rauskommt.
Und das haben sie im Grunde seit der Staatsgründung gemacht. Nicht immer extremistisch, aber Landenteignungen und Vertreibung der Einheimischen haben sie alle betrieben.
Und der einzige Präsident, der jemals tatsächlich ernsthaft Aussöhnung betrieben hat, wurde von einem Fanatiker der Siedlerbewegung erschossen. Und seither sind nur noch Fanatiker an die Macht gekommen.
So sehr ich die Israelis bedaure, die da gestorben sind: Selbst die gegen Netanjahu Protestierenden würden im Traum nicht daran denken, den vertriebenen Palästinensern ihr Land zurückzugeben oder in irgendeiner anderen Weise einen Ausgleich zu schaffen. Ein paar wenige vielleicht, aber die werden die absolute Ausnahme sein, das ist nicht anders als wenn man einen Deutschen fragt, ob er 90% von seinem Wohlstand abgeben will, damit die neun Armen etwas zu Essen haben, die auf jeden reichen Bürger der Ersten Welt kommen.
In Palästina sind halt die Armen um die Ecke und das Unrecht ist von den unmittelbaren Vorfahren der heute Lebenden begangen worden, da ist die Sache sehr viel deutlicher.
Leider kann man auch die Palästinenser nicht von krassem Unrecht freisprechen. Die Morde auf der Musikveranstaltung sind was Widerliches, aber die ersten Massaker fanden an den in Palästina einheimischen, nie in die Diaspora gegangenen Juden statt, und das, noch bevor der erste jüdische Einwanderer kam.
Diesen Antisemitismus hat damals der Großmufti von Jerusalem vorgefunden und kräftig mit angeheizt, um selbst an Macht und Einfluss zu gewinnen.
Widerlich. Wirklich widerlich.
Beide Seiten.
Und solange die Israelis ihre Extremisten nicht zum Teufel jagen, sind sie als Volk immer noch voll verantwortlich, oder mindestens Mitläufer und damit auch nicht unschuldig.
Die Palästinenser sind da weniger verantwortlich. Die sind - von Israel! - in eine Lage gebracht worden, in der sie von niemandem außer den gewalttätigen Extremisten Hilfe kriegen, und ihnen wird konsequent jede Möglichkeit zu eigenständigem Handeln und Entscheiden genommen. Vor allem der Iran schüttet jeden Funken Eigenständigkeit mit Geld zu, das den Extremistengruppen zufließt und die jede moderate Stimme umgehend unterdrücken.