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  • JoFranc

52 Beiträge seit 31.10.2022

Re: Niemals Frieden, bestenfalls ruhen mal die Waffen

Guckstu schrieb am 11.12.2024 09:36:

Dennoch haben die Israelis sehenden Auges genügend Extremisten in die Knesseth gewählt, dass diese Politik rauskommt.

Das ist schlichtweg falsch. Nicht "die Israelis" haben diese Regierung gewählt, sondern eine gar nicht so große Mehrheit. Ich verstehe wirklich nicht, warum man sich so dagegen sträubt, denen, die Netanjahu nicht wollten und nicht wollen, das nicht zuzugestehen.

Abgesehen davon, dass es nicht richtig ist, ist es auch taktisch nicht klug, weil man Netanjahu dadurch eher stärkt. Folgendes (hoffentlich hypothetisches) Szenario: Wir haben nach der nächsten oder übernächsten Bundestagswahl in Deutschland eine stramm rechtsextreme Regierung. Du hast die nicht gewählt und hast Dich auch dagegen engagiert im Rahmen Deiner Möglichkeiten.
Von anderen Menschen wirst Du aber trotzdem mit genau denen in einen Topf geworfen und deshalb verurteilt und abgelehnt. Wenn Du also irgendwann nicht mehr abgelehnt werden willst, wem kannst Du Dich am Ende nur noch zuwenden? Genau!


das ist nicht anders als wenn man einen Deutschen fragt, ob er 90% von seinem Wohlstand abgeben will, damit die neun Armen etwas zu Essen haben, die auf jeden reichen Bürger der Ersten Welt kommen.


Das ist nicht ansatzweise vergleichbar. Schon allein weil kein Israeli für das Wohl der Palästinenser auf 90% seines Wohlstands verzichten müsste. Vielleicht auf 10%. Und wenn sie dafür Frieden mit den Palästinensern bekommen würden (in Deinem Vergleich würde der Deutsche ja nichts bekommen) gäbe es sicherlich mehr, die dazu bereit wären als Du Dir vorstellst. Also was soll dieser vorne und hinten hinkende Vergleich?

Und solange die Israelis ihre Extremisten nicht zum Teufel jagen, sind sie als Volk immer noch voll verantwortlich, oder mindestens Mitläufer und damit auch nicht unschuldig.

Okay, das muss ich jetzt erstmal verdauen und frage nochmal nach, um sicherzugehen, dass ich Dich richtig verstehe: Wie bitte stellst Du Dir vor, dass ein gemäßigter Israeli die Extremisten "zum Teufel jagt"? Exekution? Ins Meer treiben? Ausweisen? Lobotomie? Hört sich alles sehr extremistisch an. Und wenn man das nicht macht, ist man ein "Mitläufer"? Im Ernst?

Die Palästinenser sind da weniger verantwortlich. Die sind - von Israel! - in eine Lage gebracht worden, in der sie von niemandem außer den gewalttätigen Extremisten Hilfe kriegen,...

Richtig, die Lage der Palästinenser unter israelischer Verwaltung ist prekär, schikanös und unmenschlich. Hier haben wir ein Henne-Ei-Problem: Die Israelis sind auf die Palästinenser nicht gut zu sprechen, weil aus deren Mitte ständig Terroranschläge erfolgen, deren erklärtes Ziel die Vernichtung Israels ist (darauf reagieren viele Menschen nicht zuletzt aus historischen Gründen allergisch).
Die Palästinenser haben kaum eine andere Wahl als sich der (aus dem Ausland finanzierten) Hamas zuzuwenden, weil ihre Lage so prekär ist. Die Hamas wiederum hat kein Problem damit, die palästinensischen Zivilisten als Menschliche Zielscheiben zu verwenden. Und auch die Staaten, die die Hamas gegen Israel unterstützen, haben aber auch nicht den Hauch eines Interesses für die palästinensische Zivilbevölkerung. Insofern hast Du recht: Die palästinensische Zivilbevölkerung (Du weißt, ich differenziere gern) hat das meiste Mitleid und die größte Unterstützung verdient.
Bei der Henne-Ei-Geschichte wird nur zu häufig vergessen, wie Gaza überhaupt unter israelische Verwaltung geriet: Das war eine Folge des Angriffs der arabischen Allianz auf Israel (natürlich mit dem Ziel der Auslöschung Israels) 1948, den die arabische Allianz halt verloren hat. Zugegeben, davor war vermutlich auch irgendeine Henne oder irgendein Ei...

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