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  • Adrian_E

mehr als 1000 Beiträge seit 27.11.2016

Re: Eigendliche Frage: warum "erlaubt" Russland Israel Syrien anzugreifen?..

Es geht hier nicht nur um Oligarchen, es gibt zwischen Israel und Russland relativ enge Beziehungen. Der jüdische Bevölkerungsanteil in Russland ist zwar nicht so hoch, und längst nicht alle Juden in Russland sind sehr israelnah, aber gerade im "Establishment" - eben nicht nur unter Oligarchen, sondern auch in der kulturellen und wissenschaftlichen Elite und unter Medienschaffenden sind in Russland schon relativ viele jüdische Personen, und auch wenn diese sicher nicht jede Handlung der israelischen Regierung verteidigen und sie in erster Linie Russen sind, ist Israel für die meisten von ihnen schon nicht ein beliebiges Land im Ausland.

Eine noch größere Rolle für die besondere Beziehung zwischen Israel und Russland spielen die zahlreichen russischsprachigen Juden aus Russland und anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion, die in Israel leben - das ist ein nicht ganz unbedeutender Teil der israelischen Bevölkerung. Von den wenigen, die schon vor den 90er Jahren auswandern konnten, wandten sich viele von ihrem Herkunftsland, in das sie damals sowieso nicht mehr zurückkehren konnten, weitgehend ab. Aber die große Mehrheit wanderte nach dem Ende der Sowjetunion aus, und viele von ihnen haben sowohl zu Israel als auch zu ihrer alten Heimat eine enge Beziehung (und politisch gibt es da alles, Putin-Gegner und Putin-Unterstützer).

Sowohl in russischen als auch in russischsprachigen israelischen Medien tritt z.B. oft Iakov Kedmi auf, ein früherer Chef eines israelischen Geheimdienstes. Dieser kombiniert eine strikte Haltung als israelischer Patriot (wobei er politisch in Bezug auf das israelische Spektrum eher in der Mitte ist) mit Positionen, die im Allgemeinen eindeutig pro-russisch und US-kritisch sind. Auch wenn ich nicht unbedingt mit allem einverstanden bin, was er sagt, finde ich, dass das durchaus eine interessante Perspektive ist, auch abgesehen davon, dass Iakov Kedmi allgemein viel weiß und deshalb Interessantes zu sagen hat - im Westen scheinen grob gesagt die meisten entweder anti-russisch und pro-israelisch oder pro-russisch und anti-israelisch zu sein, und eine solche Kombination pro-israelischer und pro-russischer und US-kritischer Positionen wie bei Kedmi ist selten.

Auch Gespräche über den Iran am russischen Fernsehen mit jüdisch-russischen Moderatoren finde ich interessant und differenziert. Einerseits wird der Iran sicher nicht so verteufelt wie dies z.B. in den USA der Fall ist, und er wird auch als Partner von Russland (in Syrien, wirtschaftlich) ernst genommen, andererseits werden auch die israelischen Bedenken gegenüber dem Iran ernst genommen (und das ist wahrscheinlich bei jüdischen Russen, die auch mehr über die israelischen Bedenken gegenüber dem Iran wissen noch stärker der Fall). Es ergeben sich dann viel interessantere und stärker differenzierte Analysen als das typischerweise in angelsächsischen (und oft auch sonstigen europäischen) Medien der Fall ist.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (18.09.2018 17:49).

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