... aber sind wir mal ehrlich: wie aussichtsreich ist das? Wir schaffen es ja nicht einmal solche simplen Dinge wie z.B. in der EU einheitliche Steckdosen einzuführen. Und das ganze dann noch global?
TTIP will Standards harmonisieren - in dem Falle zwischen den USA und der EU. Das Problem hierbei ist, dass nicht etwa die EU-Standards als Maß angewendet werden, sondern jene der USA, die in ALLEN Fällen dank "Nachsorge-Mentalität" deutlich geringerwertig sind. In der EU gilt, und das wurde ja nun oft genug betont, die "Vorsorge-Mentalität" - erst wenn ein Produkt als "unbedenklich" gilt, erhält es auch die für die Zulassung notwendigen Zertifikate. Das, was dann von US-Firmen als "für Innovationen nachteilig" betrachten, dient eigentlich in der EU nicht nur dem Verbraucherschutz, sondern ist auch eine Art "Risikoschutz" für Unternehmen: millionenschwere Sammelklagen, wie sie in den USA fast schon alltäglich sind, sind in der EU so gar nicht möglich, damit ist das Risiko, einer solchen Klage ausgesetzt zu sein, praktisch nicht vorhanden.
Zudem erscheint mir das Argument "Innovationsbremse" arg überstrapaziert, wenn ich dann an das restriktive US-amerikanische Patent- und Urheberrecht denke. Die Gegenstücke in der EU sind schon problematisch genug, die US-Versionen sind aber regelrecht innovationsfeindlich. Ohne Patentanwalt hat man praktisch keine Chance, irgendeine innovative Entwicklung / Erfindung zu tätigen, ohne Vermögen kann man seine Erfindung auch gar nicht hinreichend schützen lassen. Hinzu kommen die Lizenzkosten, wenn Teile anderer Patente verwendet werden. Innovationen sind damit gar nicht kleinen Unternehmen oder gewöhnlichen Privatpersonen möglich, folgten wir dem US-Patentrecht. Im EU-Patentrecht gibt's da noch ein bisschen Spielraum.
Danach gibt's noch die bekannten Dinge: wenn die Standards aufgeweicht und statt Vorsorge Nachsorge betrieben wird, können dann solche Katastrophenvereine wie "Monsanto" ihren Biogiftmüll auf die Felder ausbringen. Eine Auswirkung genetisch veränderten Saatguts kann man schon in den USA nachweisen, nämlich durch den massenweisen Verlust von Bienenvölkern. Auch in der EU schwindet der Bienenbestand - aber längst nicht so drastisch wie eben in den USA. Und wie es um die Langzeitwirkung an Mensch und Umwelt bestellt ist, darüber gibt es keinerlei veröffentliche Studien. Bezüglich der Ernährungsgesundheit haben wir auch in der EU massive Probleme: Allergien und Unverträglichkeiten treten deutlich gehäuft auf und Zusammenhänge mit Nahrungsmittelzusätzen, Aromen usw. werden nicht untersucht oder absichtlich unter Verschluss gehalten. Anzunehmen, dass mit TTIP noch weniger Aufklärungsarbeit geleistet werden wird.
Je weiter man drüber nachdenkt, desto stärker muss die Ablehnung gegenüber TTIP, TISA & co wachsen. Globale Standards - dafür braucht es kein TTIP. Und Standards, die schlechter sind als die besten nationalen / internationalen Standards braucht die Menschheit nicht.