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  • bretzelkatze

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2003

Re: Von absoluter Eindeutigkeit

Artur_B schrieb am 07.12.2020 22:26:

bretzelkatze schrieb am 07.12.2020 19:19:

In der Tat ein interessanter Punkt, der so gut wie gar nicht in der veröffentlichten Meinung vorkommt. Ich würde daraus aber keineswegs den Schluss ziehen, dass Rauchen gesund ist. Sehr wahrscheinlich hat das Zurückdrängen des Rauchens "Platz geschaffen" für andere Krankheitsursachen (die Luft wird ja nicht sauberer, nur hat man heute eben schön 'sauberen' Dreck). D.h. wäre weiterhin soviel geraucht worden wie früher, hätten wir heute einen Anstieg an Kranken und früh Verstorbenen.

So herum: wenn derart massive Verbote erlassen werden, dann müssen diese durch eindeutig sichtbare Verbesserungen legitimiert sein. Ich sehe keine.

Die "eindeutig sichtbaren Verbesserungen" siehst du ziemlich bald, wenn du mit Kippen aufhörst (die morgendliche Übelkeit und der Husten verschwinden, man verträgt mehr Alk, Kater wird leichter, Körper wird leistungsfäriger). Wer also - ob jetzt durch Verbot oder eigenen Entschluss - mit Rauchen aufhört bzw. weniger raucht, hat gewisse Vorteile. Und wenn es nur der ist, beim saufen länger durchzuhalten ;-)
Dass dem in der Statistik der Krebserkrankungen keine durchschlagenden Verbesserungen entsprechen, ist nur auf den ersten Blick erstaunlich - nämlich wenn man all das neue Giftzeugs vergisst. Stichwort Landwirtschaft.

Darf ich raten? Du rauchst, und zwar gerne und viel. Deine Argumentation hatte ich nämlich fast wortgleich auch drauf, als ich noch fleissig meine zwei bis drei Schachteln am Tag weggeraucht hatte.

Ja klar. Bloß stimmt das halt mit den Gaststätten.

Die Gaststätten sind schon zuvor durch die Verschärfung der Straßenverkehrsordnung (Absenkung der Promillegrenze) zu einem ungastlicheren Ort geworden. Fand ich gravierender. Kneipen ohne Tabak sind möglich, Kneipen ohne Alk nicht (die Geschichte scheint mir hier Recht zu geben).

Ja, sicher tief empfunden, aber mit Verlaub ein Riesenblödsinn. Auch in den vielen Jahrhunderten und Jahrtausenden ohne Tabak waren die Menschen keine Blödmänner. Übrigens war's mit der Kultur in den Mutterländern des Tabaks eher nicht so weit her - die Jungs und Mädels dort kannten nicht mal das Rad, und Pyramiden bauen konnte man woanders dreitausend Jahre früher schon seeehr viel besser (ja, in zwei Disziplinen waren sie wirklich top: Kartoffelanbau und Menschenopfer).
Also "Inspiration"? Ausgerechnet durch Zigaretten?? Dafür gibt es wirklich andere Sachen.

Schau: tausend war war das finstere Mittelalter gewesen mit (auch) seinem Abstinenzlertum. Kaum war der Tabak da, gings los mit Humanisten, Erfindern, Malern, die ganze Kultur halt. Jetzt genau alles rückwärts. Das muss zweimal Zufall gewesen sein.

Mir zu viel an Zufall.

Wo geht es hier um Abstinenzler? Im Mittelalter gewisse nicht. In der Antike schon dreimal nicht. Dass das Mittelalter so schlicht erscheint, hat vor allem damit zu tun, dass man sich hierzulande die in der Antike gemachten Errungenschaften gründlich zerdeppert hat. In der Renaissance fing man an, wieder mit der Antike aufzuschließen. Der Tabak war da wirklich nicht nötig (die Antike brauchte ihn auch nicht). Ob Kultur z.B. ohne Alkohol möglich ist, das kann man sich durchaus fragen (weil es schlicht keine Zeit ohne gab und sogar Viecher sich gerne besaufen, von der Fruchtfliege bis hin zu Krähen).

Nunja, er _ist_ ungesund, aber eben auch ein ziemlich heftiges Suchtmittel. Das führt dann eben zu der durchaus irrigen Ansicht beim Raucher, dass ihm das Zeug was bringt. Tut's nicht. Der einzige Lustgewinn beim Rauchen ist der aufgeschobene Entzug. Das ist das geile Pritzeln der ersten Zigarette am Morgen...
Mit "Kultur" hat der Scheiss nur insofern zu tun, als halt alles, was Menschen in grosser Zahl längere Zeit so machen, irgendwie unter "Kultur" verräumt werden kann.

Habe ich durchaus geglaubt. Aber ich hatte dann beim Programmieren einfach keine Ideen mehr. War nicht zu schaffen.

Kenne ich auch. Die Ideen kamen aber wieder, als die Sucht UND die entsprechenden Gewohnheiten (soweit man das trennen kann) weg waren. Ist ein bisschen die Motivationsfrage. Ich hatte zuvor viele Versuche, das Rauchen aufzuhören, hinter mir, da wollte ich das eigentlich nicht, dachte nur, das wäre jetzt vielleicht irgendwie besser. Als ich es dann wirklich satt hatte, ging es ziemlich leicht. Das "da-fällt-mir-nichts-mehr-ein"-Ding habe ich zuerst auch geglaubt - aber es fiel mir wieder was ein.

Aber das, was ich jetzt sehe, entlastet: ich bin deswegen nicht krank. Ich bin halt durchschnittlich.

Was meinst du damit?

Lass mal ne Woche die Kippe weg, dann siehst du das anders ;-)

Ich sah es nach viel längerer Zeit noch immer so.

Ich hab zur Hälfte deshalb aufgehört: weil mich die scheiß Kippe dazu gebracht hat, gewisse Dinge in "ihrem Sinne" zu sehen. Ich wollte mich von dem Mist nicht mehr verarschen lassen. Mit Abstinenz hatte das nichts zu tun. Ich habe dann etliche Jahre sehr fleissig Pfeife geraucht und Schnupftabak konsumiert - beides schmeckte deutlich besser als Kippe. Dann mit einem leichten Bedauern auch davon Abstand genommen.

Wenn du Nikotin magst, gibt es eine Menge besserer Optionen. Angeblich sind die Elektrozigaretten ganz doll (kenn ich nicht). Pfeife schmeckt eindeutig sehr viel besser, und Schnupftabak ist was feines (wirkt übrigens auch stärker als Zigarette), beides in einer gigantischen Vielfalt erhältlich. Nicht unbedingt sehr viel gesünder als Zigaretten, aber immerhin "Genußmittel" (was ich von einer Schachtel Kippen so nicht behaupten würde).
Zeugs, dessen einziger "Genuss" im Nicht-Entzug besteht, ist halt ein recht zweifelhafter Genuss. Mehr wollte ich eigentlich nicht sagen.

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