was diese Studie hergibt oder besser nicht hergibt; insbesondere die Anzahl der mutmaßlichen Vergehen und daraus resultierende Anzeigen werfen dabei Fragen auf.
Bereits die Anzahl der Fragebögen, die mit 11.647 angegeben wird, macht schnell klar, dass ein sehr großer Teil derer, die diesen Bogen ausgefüllt haben, offenbar Geschichten erfunden haben. Zumindest war bei 8.274 Bögen nicht plausibel was dort beschrieben wurde. Gerade einmal 3373 Bögen blieben übrig, deren inhaltliche Vorwürfe nachvollziehbar waren. Die nicht plausiblen Bögen haben einen Anteil von sagenhaften 71,04 %, dementsprechend waren lediglich 28,96 % plausibel.
Mit derartigen Ergebnissen überhaupt etwas zu veröffentlichen, das den Anschein einer Studie vermitteln soll, ist höchst unseriös. Die Frage ist daher, wer sich dabei was versprochen hat.
Warum erfolgte nicht eine Gegenüberstellung mit der festgestellt wird, wie viele Beamte schon im Dienst verletzt wurden? Eine seriöse Studie würde das in jedem Fall berücksichtigen.
Interessant ist ohnehin die Beschreibung zum Buch wo es denn unter anderem heißt:
>>Auf Basis einer Betroffenenbefragung mit über 3.300 Teilnehmenden und über 60 qualitativen Interviews stellen sich die Fälle als komplexe Interaktionsgeschehen dar, bei deren Aufarbeitung eine besondere Definitionsmacht der Polizei sichtbar wird.<<
Damit suggeriert man, dass tatsächlich nur diese Anzahl teilgenommen hat. Allerdings unterschlägt man die wichtige Information, dass von 11674 Teilnehmer tatsächlich nur 28,96 % plausibel und somit auswertbar waren.
Diese Studie enthält eine große Anzahl Tabellen, von der jedoch keine zeigt, wie viele Beamte bei den jeweils geschilderten Fällen verletzt wurden. Diese Studie ist extrem einseitig und daher nicht nachvollziehbar, denn eine Gegenüberstellung würde, was wohl nicht gewollt ist, verdeutlichen, dass Polizeibeamte ganz bestimmt nicht nur Täter sind.
Wer sich beklagt, dass Anzeigen wegen mutmaßlicher Polizeigewalt nicht nachgegangen würde, sollte sich ohnehin erst einmal damit befassen. Zum einen gibt es polizeiinterne Ermittlungen, die bei nachweislichem Fehlverhalten auch zu Strafanzeigen führen, im Weiteren gibt es das Disziplinarrecht, wonach der Disziplinarvorgesetzte verschiedene Möglichkeiten hat, um Dienstvergehen zu ahnden. Nur weil ein Polizeibeamter nicht von einem Gericht verurteilt wird, bedeutet das nicht, dass für den jeweiligen Polizeibeamten keine Konsequenzen folgen würden.
Der Artikel basiert in Teilen auf Vermutungen und sogar Wunschdenken, nicht aber wirklich auf Wissen.
Mag jeder davon halten, was er möchte, mir ist das zu oberflächlich.
So fehlt z. B. völlig wo denn diese vermeintlichen Gewaltanwendungen tatsächlich passiert sein sollen; kommt so etwas in Bremen im Steintorviertel vor, hört man ganz bestimmt nicht derartige Vorwürfe; in Berlin Kreuzberg ganz bestimmt, wenn linke Gruppierungen mal wieder Autos anzünden. Auch im Hamburgs Schanzenviertel wird man eher Betroffene finden als in anderen Stadtteilen, wo der durchschnittliche Einwohner von eben solchen Mitmenschen bedrängt oder auch angegriffen werden.
Dazu kommt dann eben auch, dass Polizeibeamte in Brennpunkten wie diesen tatsächlich selbst Opfer von Gewalt werden, die bis zum Angriff mit tödlichen Waffen reicht.
Ein Polizeibeamter der irgendwo in Nordfriesland in einem 2000 Seelendorf seinen Dienst tut, wird so etwas in aller Regel nicht erleben.