Dass in der gesamten Auseinandersetzung auch der lange Kampf zwischen den Juden, deren Vorfahren aus Westeuropa kamen und denen aus dem Rest der Welt, eine nicht unwesentliche Rolle spielte, wird dabei oft übersehen. Schließlich hatten die Menschen mit westeuropäischem Hintergrund lange die Politik des Landes bestimmt. Im Parlament sind sie mittlerweile in der Minderheit, daher kämpfen sie so vehement dafür, dass sie zumindest über die Justiz mitreden können.
Hä? Also die Juden selbst, differenzieren sich gerne in 3 Volksgruppen:
1.) Die Sephardim. Das sind Juden, deren Vorfahren einmal in Westeuropa, d.h. Spanien und Portugal siedelten und die damals zur Zeit der Rekonquista von dort vertrieben wurden und danach größtenteils im Mittelmeerraum siedelten.
2.) Die Mizrachim, die im arabischen und vorderasiatischen Raum siedelten. Die sehen auch größtenteils wie Araber oder Palästinenser aus und haben keinen so guten Stand.
3.) Die Aschkenasim, die mit weitem Abstand größte Volksgruppe der Juden. Deren Vorfahren wanderten einmal in Deutschlands ein. (Dort entstand dann der deutsche Dialekt Jiddisch.) Und vor dort verbreiteten die sich nach Frankreich, aber vor allen Dingen nach Osteuropa.
Aber das läßt sich alles nicht in die komische Erzählung von Peter Nowak bringen, denn die Sephardim unterstützen eher die religiösen Parteien und die Aschkenasim sind einfach viel zu groß, um sie nur Westeuropa zuordnen zu können.
Die Israelis leiden viel mehr unter dem Fluch der bösen Tat. Schon vor ~150 Jahren während des Beginn der Industrialisierung, gab es unter den Juden knatsch zwischen aufgeklärten und sekularisierten Juden, die gerne Umgang mit Nichtjuden haben wollten und den Ultraorthodoxen, die aus dem ländlichen Osteuropa kamen und den sekularisierten ihre Lebensweise und Umgang mit den Christen vorwarfen.
Damals kam dann der Hertzl auf die Idee mit dem Judenstaat. Die sekularisierten sollten dafür wirken, dass diese zu Stande kam und die Ultraorthodoxen sollten dort nach ihren, jüdischen Regeln leben dürfen.
Und dieser Geburtsfehler dominiert den Staat Israel bis heute. Der Anteil der Leute, die sich am Elend der Palästinenser bereicherte oder immer noch bereichert, wird immer größer. (Was einen Frieden auf Augenhöhe praktisch unmöglich macht.) Das klassische Reservoir für die jetzt regierenden Rechten und religiösen Parteien.
Und die eher linken, sekularisierten Juden, die einfach einmal davon träumten, dass Israel ein ganz normaler Rechtsstaat werden könnte, indem die ethnische Herkunft keine Rolle spielt. Diese Linken versteht Peter Nowak wohl als die "Juden, deren Vorfahren aus Westeuropa kamen". Klar, die haben nicht die Fertilität der Ultraorthodoxen (die auch etliche Privilegien haben). Aber noch mehr von denen packen einfach ihr Bündel, weil die es in diesem braunen Staat nicht mehr aushalten.
Die Awoda, besser bekannt als Arbeiterpartei, stellte einmal mit Rabin und Peres bedeutende Ministerpräsidenten und liegt aktuell gerade einmal bei 6,1%.