... stehen uns ja erst noch bevor. Bisher lief alles im Grunde nur über den Geldbeutel ab. Die offiziele Inflation liegt bei über 7%, dem höchsten Stand in über 40 Jahren. Die Ursache dafür wird aber weder benannt noch angegangen.
Die Arbeitgeber fordern Zurückhaltung bei den Gehaltsverhandlungen durch die Gewerkschaften, es solle ja eine Inflationsspirale vermieden werden. Dabei machen zum einen die Personalkosten im Industriesektor nur einen kleinen Anteil der Werkstückkosten aus, im Dienstleistungssektor sind diese Kosten anteilig höher. Zum anderen müssen die Erwerbstätigen trotzdem ihre Rechnungen bezahlen können - kaum jemand geht arbeiten um Zeit totzuschlagen, sondern um Arbeitskraft gegen Entgelt einzutauschen.
Dank Mindestlohn und geringfügigen Jobs ist zudem das Lohnniveau in Deutschland über die letzten zwei Jahrzehnte immer weiter abgesenkt worden. Es gibt immer weniger Reserven, von denen man zehren kann. Man gehört mit einem Einkommen von über 3500,- Euro brutto schon zu den Spitzenverdienern unter den abhängig Beschäftigten - eine vierköpfige Familie bekommt man davon aber immer weniger ernährt.
Q: https://www.gehaltsvergleich.com/
Abgesehen von der "Lohnzurückhaltung" gibt es noch ein anderes Thema, was am Tag der Arbeit viel zu wenig im Fokus steht: die immer stärker drückende Steuerlast. Es gibt noch immer keinerlei Instrumente, um Gering(st)verdiener zu entlasten. Die "sozial gerechten" Konsumsteuern treffen jene am härtesten, die wenig verdienen und jeden Euro zweimal umdrehen müssen. Natürlich zahlen jene mehr Konsumsteuern, die auch mehr konsumieren können, sie können sich das auch leisten. Aber bei wem trotz konservativer Ausgabenpolitik am Ende des Geldes noch Monat übrig ist, ist jeder Steuer-Euro eben zu viel.
Wenn Bundesfinanzminister Lindner über die Steuererklärung weitere Entlastungsmöglichkeiten zulassen will, dann vergisst er eben genau jene Geringverdiener, die eine Entlastung am nötigsten hätten, aber kaum etwas vom Fiskus zurückerhalten werden mangels gezahlter Einkommenssteuern. Negative Einkommenssteuern sind ja nicht vorgestehen. Zudem ist eine Steuerrückzahlung auch immer verbunden mit einer Vorleistung des Steuerzahlers: bevor er was bekommt, müssen ihm Kosten angefallen sein, es ist also nicht möglich, für das laufende Jahr Kosten zu berechnen und steuerwirksam abrechnen zu lassen!
Die wirksamste Entlastung für die Steuerzahler wäre tatsächlich eine Reduktion der Steuerlast bereits dann, wenn Steuern auch anfallen. Dabei sind insbesondere die Konsumsteuern auf Güter und Dienstleistungen anzugehen, die sich nicht vermeiden lassen. Beispielsweise wären dies u.a. Umsatzsteuern auf Lebensmittel oder Mieten, aber auch bei den Versorgungskosten mit elektrischer Energie*, Wasser, Gas und Öl für die Heizung. Auch Sondersteuern, die auf bestimmte Lebensmittel erhoben werden, z.B. die Salzsteuer, gehören abgeschafft. Rein von der klimapolitischen Sicht heraus müssten auch die verschiedenen Konsumsteuern für öffentliche Verkehrsmittel gestrichen werden.
*Hauptinflationstreiber sind tatsächlich die Energiesteuern. Der Staat genehmigt sich bei jeder gelieferten Kilowattstunde Strom über 40% Steuern in verschiedenen Formen. Auch auf Öl, Kohle, Gas usw. entfallen Steuern, die natürlich auch wieder eingepreist sind bei den Beschaffungskosten für die Energiebetreiber. Je nach Rechnungsmodell ist also der Energiepreis hauptsächlich steuergetrieben - und der Staat hätte wirkungsvolle Möglichkeiten zur Steuerung der Inflation in der Hand. Soll also die Gesamtinflation gedrückt werden, müssten die Energiesteuern sinken, so dass auch wieder die Kosten für Waren und Dienstleistungen nicht mehr der Energiekosten wegen getrieben werden. Es wäre also durchaus möglich, ganz ohne Blick auf Krieg & Klimaschutz im Lande für bezahlbare Bedingungen zu sorgen und die Inflation zu zügeln.
Man will nicht.
Und der Arbeitnehmer guckt blöde zu wie die Kuh vorm Berge, dass nix mehr übrig bleibt vom erarbeiteten Lohn.