OleBienkopp schrieb am 03.10.2022 21:42:
janos71 schrieb am 03.10.2022 20:51:
So lange es einen Ostbeauftragten gibt ist dieses Land doch noch ziemlich gespalten.
Wenigstens hat der aktuelle einen passenden Namen: "Wanderwitz".
Mit der Einschätzung von Wanderwitz hast du recht, aber er ist nicht mehr Ostbeauftragter.
Als Spitzenkandidat der sächsischen CDU führte er seine Partei bei der Bundestagswahl 2021 mit 17,2 Prozent zum schlechtesten Ergebnis seit 1990. Seinen Wahlkreis Chemnitzer Umland verlor er bei derselben Wahl an den AfD-Kandidat Mike Moncsek. Daraufhin wurde er in der sächsischen CDU abserviert und ist heute nur noch ein funktionsloser Abgeordneter im Bundestag. Das Bundestagsmandat hatte er sich über Platz Eins der sächsischen CDU-Landesliste gesichert. Aber selbst bei dieser Kandidatenaufstellung erhielt er nur 79 Prozent der CDU-Delegierten.
Seine Wut über den politischen Absturz hat er bis heute nicht überwunden. Zu Selbstkritik ist er nicht fähig. Jetzt arbeitet er an seinem Comeback. Die LVZ, die als RND-Medium seit Monaten gegen Ministerpräsident Kretschmer polemisiert, weil er sich eine eigene Meinung zu den Russland-Sanktionen und dem Ukrainekrieg erlaubt, hat sich Wanderwitz als Testballon ausgeguckt. Mit ihm soll geprüft werden, ob sich die CDU-Basis für einen parteiinternen Aufstand gegen Kretschmer instrumentalisieren lassen würde.
Die Zeitung stellte am 28.9. eine ganze Seite für ein Interview mit Wanderwitz zur Verfügung (nur hinter der Paywall lesbar). Darin greift Wanderwitz den Ministerpräsident massiv an:
"Ohne Michael Kretschmers Position hätten wir kein ,Russland-Problem‘ in der CDU. Dann könnte man uns nicht vorwerfen, auch wir hätten einen dezidierten Russland-Versteher in unseren Reihen."
Kretschmer hat mit seiner realistischen Einschätzung der Folgen der deutschen Russlandpolitik die Mehrheit der Sachsen hinter sich (außer der Jungen Union Sachsen, die distanzierte sich nach dem Wanderwitz-Interview prompt von Kretschmer). Diese Zustimmung wird durch die Ergebnisse der regelmäßig durchgeführten Umfragen belegt, die auch die LVZ veröffentlicht. Weil Kretschmers Einschätzung zu Russland aber völlig konträr zur Haltung der Bundespolitik liegt, arbeiten transatlantisch fokussierte Medien und Politiker an der Beseitigung solcher Schwachstellen auf Entscheidungsebene.
Das hat nicht mal was mit der Partei zu tun. Neben MP Kretschmer und MP Haseloff (CDU, Sachsen-Anhalt) soll auch MP Schwesig (SPD, Meck-Pom) zermürbt werden. Vor allem von Schwesig wird immer wieder der Rücktritt gefordert. Sie hat sich nicht dem Nord-Stream-Boykott gebeugt, das wird ihr niemals verziehen. Wenn die drei MPs nicht zurücktreten, sollen sie bei der nächsten Landtagswahl keine Chance auf das Verbleiben im Amt des Ministerpräsidenten haben. Dafür muss das Wahlvolk eingenordet werden. Das ist die Aufgabe von Figuren wie Wanderwitz, der nach erfolgreicher Wühlarbeit gegen seinen eigenen MP vielleicht 2024 in die sächsische Staatskanzlei einziehen kann.
Dumm nur, dass das sächsische Volk bisher gegen alle Versuche, MP Kretschmer als Putin-Freund abzustempeln, immun ist. Die nach dem Interview veröffentlichten Leserbriefe in der LVZ sind voller Abscheu und Empörung über Wanderwitz. Die Palastrevolte war bisher ein Rohrkrepierer.