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Avatar von crumar
  • crumar

mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.2007

Ein paar Korrekturen zur woken Geschichtsdarstellung

1. Der Autor schreibt: "die Briten hatten nach dem Ersten Weltkrieg als Siegermacht Deutsch-Ostafrika übernommen."
Das ist falsch.
Selbst die Wikipedia befindet korrekt (meine Herv.): "Die Kolonie wurde ab 1916 von britischen und belgischen Truppen erobert und anschließend unter den Siegern aufgeteilt."
Bereits im Ersten Weltkrieg war das Kapitel "Deutsche Kolonien" beendet, der Versailler Vertrag besiegelte nur, was vorher schon faktischer Stand war.
Tansania errang 1961 die Unabhängigkeit vom UK, Ruanda und Burundi die von Belgien 1962.

2. Warum das koloniale Kapitel in Deutschland so schnell in Vergessenheit geriet, erklärt sich einerseits aus dem zeitlichen Abstand und andererseits schreibt der Autor selbst: "Die deutsche Einwohnerzahl stieg nie dauerhaft über 5.000, deutsche Auswanderer wählten damals lieber Amerika als Ziel".

Auch hier zunächst eine notwendige Korrektur. Die Bevölkerung ganz Deutsch-Ostafrikas bestand 1913 aus 4107 Deutschen und umfasste "die heutigen Länder Tansania (ohne Sansibar), Burundi und Ruanda sowie ein kleines Gebiet im heutigen Mosambik". (abermals Wikipedia)
In deutschen Kolonien wohnten vor dem 1. WK insgesamt m.W. nicht mehr als 22.000 Deutsche. Zum Vergleich wanderten allein zwischen 1880-1893 1,8 Millionen Deutsche in die USA aus.

Das Vorhaben, eine Alternative zu einer solchen Auswanderung in einen ausländischen Staat aufzubauen und damit die Auswanderung im Rahmen eines Deutschen Reichs mit eigenen Kolonien zu gestalten, war krachend gescheitert.

3. Auch die gängige Unterstellung, "wir Deutschen" hätten aus den afrikanischen Kolonien die Profite für "unser" gutes Leben gezogen, scheitert an der empirischen Realität.
Hier kann man nachlesen, der "Anteil des Handels mit Kolonien am gesamten Außenhandel der Kolonialmächte im Jahr 1913", war für Deutschland 0,5% Exportanteil und 0,4% für den Import.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1114041/umfrage/aussenhandel-der-kolonialmaechte/
Laut einer anderen Quelle waren es mit knapp unter einem Prozent mehr, aber dennoch annähernd irrelevant.

Für dieses Resultat waren insgesamt über 650 Millionen Reichsmark aus Steuergeldern ausgegeben worden, die dem klassischen Schema folgten: Sozialisierung der Infrastrukturkosten, Privatisierung der Gewinne.

Unter anderem so: "Die Tanganjikabahn war nach der Usambarabahn das zweite Bahnprojekt der Kolonie Deutsch-Ostafrika. Dazu wurde die Ostafrikanische Eisenbahngesellschaft (OAEG) mit Sitz in Berlin gegründet. Der Bahnbau wurde ab 1904 vom Deutschen Reich mit 21 Millionen Mark finanziert und 1905 in der Hafen- und damaligen Hauptstadt Daressalam begonnen."
Streckenlänge 1250 Kilometer von Daressalam nach Kigoma - man kann kurz überschlagen, was diese Bahn nach heutigen Kosten wert wäre. Die Usambarabahn umfasste weitere 350 Kilometer.
https://de.wikipedia.org/wiki/Tanganjikabahn
https://de.wikipedia.org/wiki/Usambarabahn

Das ist ein bisschen mehr, als nur "Straßenlaternen" hinzustellen, wie Herr Reimer uns glauben machen will.
Mir geht diese hochgradig manipulative Geschichtsklitterung der "Postkolonialisten" mit ihrer Lyrik der moralischen Erpressung nur noch auf die Nerven.

Das Forum kann sich schon mal darauf einstellen, wir werden noch 1000 weitere lustige Geschichtchen der Menschen aus den xxx-"studies" lesen dürfen, die mit Politaktivismus alles und mit objektiver Wahrheit nichts zu tun haben.

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