Was da aus dem ver.di Wipo-Info zitiert wurde stimmt. Die Inflationsprämie ist nicht tabellenwirksam. Sie erhöht aber die Nettoeinkommen kräftig in der Zeit, in der sie gezahlt wird, also bis März 2024. Tabellenwirksam ist dann aber die anschließende Erhöhung um 340 Euro im Monat ab April 2024. Diese allein bedeutet aber für die unteren Entgeltgruppen, in der die ganz überwiegende Zahl der Postbeschäftigten arbeiten, Erhöhungen von elf bis 16 Prozent! Für die höchsten und nur dünn besetzten Tarifeinkommen sind es noch etwa sechs Prozent. Also eine relative Bevorzugung der unteren Lohngruppen.
Für die Post im Durchschnitt ist das also eine starke Erhöhung der tabellenwirksamen Löhne um etwa 11 Prozent, die nach zwei Jahren der Ausgangspunkt für die nächsten Erhöhungen ist (das meint tabellenwirksam). Die Inflation liegt in diesem Zeitraum voraussichtlich bei etwa sechs plus drei Prozent, für fast alle Post-Beschäfigten werden also die Reallöhne in diesen Jahren voraussichtlich gesichert oder erhöht. Das ist erheblich besser als die bisherigen großen Tarifabschlüsse. Für den öffentlichen Dienst ist aber zu beachten, dass dort mehr Beschäftigte in mittleren und höheren Entgeltgruppen sind und deshalb auch eine prozentuale Erhöhung nötig ist, zusätzlich zu einem möglichst hohen Sockelbetrag.
Die Reallohnverluste des Jahres 2022 können damit nicht nachträglich ausgeglichen werden. Das war aber von vornherein klar und wäre leider auch eine unrealistische Erwartung, das wird so gut wie nirgends gelingen, weil auch das reale Volkseinkommen insgesamt gesunken ist. Bei der Beurteilung ist entscheidend, dass ein solches Ergebnis nur durch den massiven Druck von Warnstreiks und glaubwürdiger Streikdrohung erzielt werden konnte, und die Frage ist, ob durch einen tatsächlichen Streik relevant mehr hätte erzielt werden können. Das ist aber nicht zu erwarten.
Ein Streik ist keine Garantie für Erfolg, in Großbritannien ist damals die Bergarbeitergewerkschaft kaputt gemacht worden durch einen ruinösen erfolglosen Streik, mit jahrzehntelang negativen Auswirkungen auf die gesamte Gewerkschaftsbewegung. Darum ist dieses Ergebnis akzeptabel. Es geht jetzt darum, in den anderen Bereichen ähnlich gute Ergebnisse oder wenn möglich auch bessere zu erzielen. Gut möglich, dass da auch Erzwingungsstreiks unumgänglich sind. Das ist aber alles kein Spiel und wer nicht beteiligt ist und das nicht wirklich beurteilen kann, sollte sich mit leichtfertigen steilen Sprüchen besser zurückhalten.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (22.03.2023 09:55).