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  • Ottokar Domma

mehr als 1000 Beiträge seit 14.08.2000

Lager und Verständnis

Hallo,

ich versuche den TP-Artikel zu verstehen. Vermutlich gibt es nichts
zu verstehen, ich versuche es trotzdem.

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Bezüglich Verrechnung um Zehnerpotenzen.

Die Behauptung ist nett, aber eine Begründung kann ich nicht
erkennen. Das die Geldumlaufgeschwindkeit sich verlangsamt, ist keine
Neuigkeit. Die Geldumlaufgeschwindkeit verringert sich seit
Jahrzehnten. Sie kann übrigens nicht 0 werden, allenfalls kann der
Limes gegen 0 gehen. Mag für den einen oder anderen das gleiche sein,
sagt aber eigentlich nur was über die mathematischen Fähigkeiten des
betreffenden aus.

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Bezüglich Lager und der Behauptung, das die Lagerauffüllung kein
Zeichen für Wachstum sind:

Für Lagerbestände gilt die Regel "Hoher Lagerbestand = Schnelle
Reaktionzeit + Optimale Produktionsführung - Hoher gebundener
Kapitalbestand - Hohe Zinszahlungen*)".

Es gibt daher in der Praxis sowas wie einen optimalen Lagerbestand.
Dieser ist allerdings keine fixe Größe, sondern eher sowas wie eine
n-dimensionale Relation. (Lagerbestand im Verhältnis zur
Produktionsauslastung im Verhältnis zur Konjunktur im Verhältnis zur
Liquidätät ...)

Wirtschaftskrisen bedeuten immer eine Liquiditätskrise. Sprich:
Unternehmen haben zu wenig Kohle. Deshalb werden bei einer drohenden
Krise Lagerbestände abgebaut. Insbesondere, wenn es sich um eine
Finanzmarktskrise handelt. Durch den Abbau von Lagerbeständen erhöht
sich die Liquiditätsrate von Unternehmen.

Allerdings wirkt der Lagerabbau rezessionsverstärkend. Da es 'alle'
tun, kauft 'niemand' etwas, während 'alle' versuchen etwas zu
verkaufen. Die Folge sind sinkende Preise. Die Folge sind die
finanzielle Verluste beim Lagerabbau, die Folge sind sinkende
Bilanzwerte, die Folge sind sinkende Sicherheiten bei Banken und so
weiter.

Der Abbau der Lagerbestände muss schneller erfolgen, als der
krisenbedingte Produktionsrückgang. Einfach deshalb, weil der Beginn
einer Krise nicht sicher erkannt werden kann bzw. nur rückblickend
erkannt werden kann. In dem Moment in dem der Krisenbeginn erkannt
wird, geht es dann umso schneller. In der aktuellen Krise war das
etwa Spätsommer 2008.

Ein gewisser Lagerbestand ist allerdings wichtig für eine optimale
Produktionsplanung. Daher wird über kurz oder lang der Lagerbestand
wieder aufgebaut. Und zwar optimal auf dem Höhepunkt der Krise. Zu
diesem Zeitpunkt sind die Preise am niedrigsten. Deshalb korreliert
der Beginn des Lageraufbaus mit dem Beginn des Aufschwungs.

In großen Unternehmen gibt es ganze Abteilungen, die durchaus auch
Mathematiker beschäftigen, um sowohl den Zeitpunkt als auch
Bestellmengen optimal bestimmen zu können. Basierend natürlich auf
Annahmen über zukünftige Entwicklungen.

Und hier dürfte der große Unterschied zum TP-Forum liegen: TP-Leser
gehen grundsätzlich von einem allgemeinen Systemversagen aus.
Durchaus unabhängig davon, was in der realen Welt passiert.
Unternehmen gehen dagegen von einem konjunkturellem Auf- und Ab aus.
Mal gehts hoch, mal gehts runter. Die Frage ist nur wann. Eine exakte
Bestimmung ist allerdings auch gar nicht wichtig, es langt den Trend
zu treffen.

Und der Trend ist eindeutig: Seit Sommer letzten Jahres geht es nach
oben.

Selbst dann, wenn es jetzt noch mal nach unten geht. Was übrigens
auch normal ist, also das es im Aufschwung noch mal leicht nach unten
geht.

Hinsichtlich der Geschwindigket der Lageraufstockung: Das war bereits
im Herbst/Winter 2008 zu erkennen. Einen derartig drastischen
Lagerabbau habe ich noch nie erlebt. Viele Firmen sind unter die
eiserne Reserve gegangen, soweit runter, dass ein normaler
Produktionsbetrieb nicht mehr möglich war. Es musste _dringend_
aufgestockt werden.

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Fazit: Es handelt sich beim TP-Artikel um einen Artikel, der für
jemanden ohne entsprechenden Hintergrund beeindruckend klingen mag.
Beim näheren Nachdenken handelt es sich (mal wieder) um Parolen und
Behauptungen, keine Fakten

Viele Grüße

PS: Ich hoffe das ganze ist einigermaßen verständlich. TP hat leider
keine Möglichkeit Funktionsgraphen zu zeichen. Das würde es
verständlicher machen.

* Zinszahlungen können wir auch Opportunitätskosten bzw.
Kalkulatorische Zinsen sein. Erwähnung nur, um den Zinsjüngern ein
Pseudoargument wegzunehmen".

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